Alte Klage, große Werke
Ein außergewöhnlicher Abend – aufgeteilt zwischen Philharmonikern und Domsingknaben. Und dann gab es auch noch eine deutsche Erstaufführung
Immer aufs Neue erzählt werden nur die guten Geschichten, also kann man auch diese gut ein weiteres Mal zum Besten geben. Als der Komponist Gregorio Allegri um 1630 für die römische Kirche sein „Miserere“ schrieb, war man ob des herrlichen Stücks im Vatikan schnell der Meinung, dass die Psalmvertonung ausschließlich in der Sixtinischen Kapelle erklingen dürfe. Fortan hütete man die Noten wie einen Schatz und stellte Zuwiderhandlung unter schwerste Strafe. Als jedoch der junge Mozart 1770 das „Miserere“ bei seinem Rom-Besuch hörte, hielt er es im Kopf fest und notierte es später.
Mozart war wohl nicht der einzige Musiker, der sich auf diese Weise als Schmuggler versuchte, wie überhaupt in der Geschichte viel Legende steckt. Unumstritten aber ist, dass Allegris „Miserere“ bis heute seine Wirkung auf die Zuhörer nicht verfehlt. Das gilt selbst für den Fall, dass der A-cappella-Satz nicht in einem Sakralraum erklingt – gerade das Kalkulieren der Raumwirkung gehört ja zu den hervorstechendsten Eigenschaften der Komposition –, sondern in einem modern-multifunktionalen Ambiente wie dem Saal der Kongresshalle. Reinhard Kammler, Leiter der Augsburger Domsingknaben, beließ seine jungen Sänger für den Allegri freilich nicht sämtlich auf der Bühne, sondern positionierte die eine Hälfte in der Tiefe des Auditoriums, sodass auf diese Weise Doppelchor-Wirkung entstand – und besonders die Hörer oben auf dem Balkon die Anmutung hatten, als wären da „eng(e)lische“ Knabenstimmen aus transzendenter Ferne zu vernehmen. Überhaupt gelang das Stück wunderbar, mit einem vom Diskant jedesmal prächtig gesetzten hohen C (dem man im heutigen Neusprech wohl den „Gänsehautfaktor“ zuerkennen müsste). Schade eigentlich, dass nicht der komplette Psalm vorgetragen wurde.
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