Augsburger sterben bei Busunglück: Vorwürfe gegen Polizei
Bei einem Geisterfahrer-Unfall in Argentinien sind eine Augsburgerin und deren Tochter gestorben. Angeblich wussten die Behörden schon Stunden zuvor von dem betrunkenen Fahrer
Die Bilder und Videos, die jetzt im Internet kursieren, zeigen das ganze Ausmaß des schweren Busunglücks in Argentinien. Zu sehen sind ein lichterloh brennender Reisebus, ein völlig zerstörter Lastwagen und entsetzte Autofahrer, die am Rand der Nationalstraße 7 stehen. Die Augsburgerin Monika Herz, 48, und ihre Tochter Carmen, 28, sind bei dem Unfall ums Leben gekommen. Familienvater Stephan Herz, 52, liegt im Koma. Nun stellt sich die Frage: Hätte die Polizei das Unglück womöglich verhindern können?
War der Lastwagenfahrer betrunken?
Die argentinischen Behörden gehen dem Verdacht nach, dass der Lastwagenfahrer betrunken war, als er mit hoher Geschwindigkeit in der falschen Richtung auf der Fernstraße unterwegs war. Er fuhr offenbar schon mehrere Kilometer als Geisterfahrer, ehe es zu dem Zusammenstoß mit dem Linienbus kam. Ein Autofahrer hat den Lastwagen auf seiner Irrfahrt gefilmt. Das Video zeigt, wie mehrere Autos und ein Tanklastwagen nur knapp einem Unfall entgehen. Nach Angaben des örtlichen Provinzgouverneurs verfolgten zwei Polizeistreifen den Geisterfahrer – es gelang ihnen aber nicht, den Lastwagen zu stoppen. Zeugen berichten, das Tempo des Lastwagens sei bei mindestens 100 Stundenkilometern gelegen, als es zum Aufprall kam.
In argentinischen Medien wird der Verdacht geäußert, dass die Polizei schon Stunden zuvor informiert wurde, dass ein Mann unter Alkoholeinfluss einen Lastwagen steuert. Ein Arzt erklärte, er habe den Fahrer etwa drei Stunden vor dem Unglück auf dem Parkplatz eines Krankenhauses angetroffen. Schon zu diesem Zeitpunkt sei er alkoholisiert gewesen. Kurz darauf soll der Lastwagen ein Auto angefahren haben. Der Autofahrer und der Arzt meldeten die Vorfälle der Polizei. Doch die nahm die Hinweise offensichtlich nicht ernst und reagierte zuerst nicht. Gegen neun Polizisten des Notrufdienstes sei ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden, teilte der Sicherheitsminister der westargentinischen Provinz Mendoza mit.
Der Unglücksbus war schon fast am Ziel
Die Augsburger Familie wollte mit dem Bus von Córdoba in die gut 600 Kilometer entfernte Millionenstadt Mendoza fahren. Als das Unglück geschah, war der Bus fast am Ziel. Die beiden weiteren Kinder der Familie, beide studieren, wurden in Deutschland mit der schlimmen Nachricht konfrontiert. Der Sohn will morgen nach Argentinien fliegen. Er will seinem Vater beistehen, der auf der Intensivstation einer Klinik liegt – in Argentinien ist es üblich, dass sich Angehörige mit um Patienten kümmern. Zudem gehen Experten davon aus, dass es für Koma-Patienten wichtig ist, vertraute Personen um sich zu haben.
Der deutsche Honorarkonsul in Mendoza hilft der Familie nun dabei, die Rückführung der getöteten Frauen und die Betreuung des Vaters zu organisieren. Die Unterstützung sei gut, hieß es gestern.
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