Die Bratsche feiert ein Fest
Ruth Killius ist in dieser Spielzeit Artist in Residence bei den Augsburger Philharmonikern. Wie sie ihr Instrument aus seinem Schattendasein hervorholt
Eine Lebensweisheit von Eugen Roth ist vielleicht ein ganz guter Anfang, über Ruth Killius, die neue Artist in Residence der Augsburger Philharmoniker, und ihr Instrument, die Bratsche, zu erzählen: „Ein Mensch möcht’ erste Geige spielen, jedoch das ist der Wunsch von vielen, so dass sie gar nicht jedermann, selbst wenn er’s könnte spielen kann. Auch Bratsche ist für den, der’s kennt, ein wunderschönes Instrument.“ Die Bratsche, oder auch Viola, steht für gewöhnlich im Schatten der Geige, sie ist die große, solide Schwester der kleinen, kapriziösen Geige, die meist mit Soli brillieren darf. Im Augsburger Konzertkalender rückt die Bratsche nun für eine Saison ins Rampenlicht, denn mit Ruth Killius konnten Generalmusikdirektor Domonkos Héja und die Augsburger Philharmoniker eine bekannte und renommierte Spielerin dieses Instrumentes gewinnen. In zwei Sinfoniekonzerten und einem Konzert für Streicher wird sie mit dem Orchester in dieser Spielzeit noch auftreten.
Dass Ruth Killius gestern in ihrem ersten Konzert in Augsburg, einem Kammerkonzert im Felicitas- Saal des Maximilianmuseums, ein fulminantes Streichtrio von Paul Hindemith spielte, darf man durchaus als programmatisch verstehen. „Ohne Hindemith säße ich jetzt nicht hier“, erzählt die Künstlerin, die mit vier Jahren begann, Bratsche zu spielen. Als sie „irgendwann in den 70ern“ am „Jugend musiziert“-Wettbewerb teilnahm, durfte sie sich als Preis eine Platte aussuchen. Das einzige Stück mit Bratsche sei damals Hindemiths Solosonate op. 25 Nr. 1 in einer Aufnahme mit Ulrich Koch, einem bekannten deutschen Bratschisten, gewesen. Wie alt sie damals genau war, welchen Platz sie bei dem Wettbewerb erreichte, all das weiß Ruth Killius heute nicht mehr, aber genau erinnern kann sie sich noch an die Wirkung des Hindemith-Stückes, das sie bis heute nicht mehr losgelassen hat: „Da war es um mich geschehen, das hat mich umgehauen.“ In seiner Partitur hatte Paul Hindemith den Musikern für den berühmten vierten Satz der Solosonate als Spielanweisung „Rasendes Zeitmaß. Wild. Tonschönheit ist Nebensache“ mitgegeben – für Ruth Killius eines der besten Beispiele, wie die Bratsche aus ihrem Schattendasein hervorgeholt werden kann, wie ihre ungestüme, temperamentvolle Seite zum Klingen gebracht wird. Und wenn Killius so erzählt von den Möglichkeiten der Bratsche, wenn sie Hindemith interpretiert, dann überträgt sich ihre eigene Faszination unweigerlich auf die Zuhörer.
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