Richter Wätzel und sein Gespür für die Jugend
Die Sache mit dem Messer dauert fünf Minuten. Bülent N.* (19) hat die Hände gefaltet, Haare und Bart sind akkurat geschnitten. Die Polizei hat ihn mit einem Springmesser erwischt. Bülent N. sagt, er habe das Messer nur gefunden und wollte es seinem Vater geben. Jugendrichter Hartmut Wätzel zeigt sich gnädig. Gegen eine Geldbuße von 200 Euro wird das Verfahren eingestellt. Die Sache ist für ihn ausgestanden, vorbestraft ist er damit nicht.
Bülent N. ist einer von zwölf jungen Menschen, die an diesem Tag auf der Anklagebank, Saal Nummer 135, Strafjustizzentrum, Platz nehmen müssen. Vorne am Richtertisch sitzt Hartmut Wätzel. Er trägt einen Vollbart und eine Brille mit runden Gläsern, seine Stimme ist ruhig und vertrauenerweckend. "Mir kannst du ruhig alles erzählen", scheint er mit seiner Erscheinung zu sagen. Jugendrichter Wätzel ist ein erfahrener Jurist. Als Jugendstaatsanwalt hat er seine Karriere begonnen, zwischendurch hat er immer wieder als Jugendrichter gearbeitet. Ob sich mit den Jahren etwas verändert hat? "Ja", sagt er. "Die Sauferei ist momentan wirklich schlimm." Bei 90 Prozent der Fälle, über die er zu richten hat, sei Alkohol im Spiel.
Ein feuchtfröhlicher Abend auf einer Party ist auch Angela B.* (18) zum Verhängnis geworden. Die junge Frau ist aufgeregt. Sie war noch nie in einem Gerichtssaal, hat nächtelang schlecht geschlafen. Im Mai wurde sie von der Polizei angehalten, weil sie auf einem Radweg in die falsche Richtung fuhr. Das Ergebnis: Angela B. hatte fast 2,1 Promille Alkohol im Blut. Richter Wätzel legt seine Stirn in Falten. "Dieser hohe Wert gibt schon zu denken", sagt er und fragt besorgt: "Trinken Sie viel Alkohol?" Die junge Frau drückt sich um eine klare Antwort. Bald wird sie damit nicht mehr durchkommen. Sie muss damit rechnen, dass sie von der Führerscheinstelle der Stadt zur medizinisch-psychologischen Untersuchung, noch immer als Idiotentest verschrien, geschickt wird. Dagegen mutet die Strafe, die Richter Wätzel verhängt, noch angenehm an. 900 Euro muss Angela B. zahlen. Mit dem Geld soll eine Tischtennisplatte für die Jugendarrestanstalt im Stadtteil Hochfeld angeschafft werden. "Der Staat hat für so was leider kein Geld, da müssen wir eben helfen", meint Richter Wätzel.
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