Renate Thanner: Das ist die Chefermittlerin in Memmingen
Seit kurzem ist die 60-jährige Renate Thanner Chefermittlerin der Memminger Staatsanwaltschaft. Damit ist sie die erste Frau an der Spitze der 1848 gegründeten Behörde.
Eigentlich sollte Renate Thanner Lehrerin werden – so wie ihre Mutter eine war. „Ich glaube, in der Oberstufe, da haben wir die Lehrer so geärgert, dass ich mir gedacht habe: Das willst du nicht.“ Ein Beruf, der „immer wieder etwas Neues“ für sie bereithält, sollte es sein. In Augsburg studierte die gebürtige Oberallgäuerin also Rechtswissenschaften, im Juni 1979 trat sie ihre erste Stelle als Staatsanwältin in Memmingen an. Vor kurzem ist die 60-Jährige genau dort offiziell als Leitende Oberstaatsanwältin ins Amt eingeführt worden. Zum ersten Mal seit der Gründung im Jahr 1848 leitet damit eine Frau die Memminger Staatsanwaltschaft.
Ihre Arbeit sei mehr als nur ein Job
Staatsanwältin sein, das ist für Thanner mehr als nur ein Job. Sie spricht von Berufung und Berufsethos. „Wir stehen in der Verpflichtung, die Bevölkerung – soweit möglich – vor Ungemach durch Straftaten zu bewahren.“ Ebenso müssten die Rechte Unschuldiger gewahrt werden. Raub, Totschlag, Schlägereien oder Sachbeschädigungen: Wenn es um Wahrheitsfindung geht, sei Menschlichkeit nicht völlig außen vor, allerdings dürfe eine persönliche Meinung nie dazu führen, dass Gesetze keine Anwendung mehr finden, sagt sie. „Wir greifen in das Leben anderer ein. “ Thanner hebt damit die hohe Verantwortung von Staatsanwälten hervor, denn sie entscheiden, ob jemand angeklagt wird oder nicht.
Die Chefin, die vor ihrer Beförderung Vize-Behördenleiterin war, hat nun 63 Mitarbeiter unter sich, darunter 20 Staatsanwälte. Einen Acht-Stunden-Arbeitstag kennt Thanner nicht. In ihrer wenigen freien Zeit nach Dienstschluss greift die Wahl-Memmingerin gern zu einem Buch, werkelt in ihrem Garten, geht langlaufen oder zum Nordic Walking. Außerdem liebt es die Juristin zu reisen. Warm muss es sein, aber nur am Strand liegen will sie nicht. Vor allem orientalische Länder haben es Thanner angetan – „Gegenden, die nicht die üblichen Urlaubsziele sind.“ Oman, Jordanien, Libyen: „Ich weiß nicht, warum ich ein Faible dafür hab’“, sagt sie und fügt an, dass es vielleicht die Gelassenheit der Menschen dort ist, die sie reizt.
Echtes Leben einer Staatsanwältin hat nur wenig mit Fernsehwelt zu tun
Hin und wieder kommt es vor, dass Thanner mit Wilhelmine Klemm verglichen wird – der kettenrauchenden Staatsanwältin aus dem Münsteraner Tatort. „Wegen der tiefen, rauchigen Stimme“, sagt sie. Aber wohl auch, weil beide im höheren Justizdienst im Einsatz sind. Das echte Leben einer Staatsanwältin hat laut Thanner in der Regel aber „höchst wenig“ mit dem zu tun, was im Fernsehen gezeigt wird. Wirklich aufregen tut sie das allerdings nicht. Vor allem die Münsteraner Ermittler schaltet Thanner am Sonntagabend gerne ein – „weil die witzig sind“.
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