Wie die Polizei auf Twitter-Jagd geht
Seit gut einem halben Jahr sind die schwäbischen Ordnungshüter in sozialen Netzwerken unterwegs. Aus ernstem Grund, aber manchmal mit lustigen Inhalten.
Was macht ein Polizist? Menschen helfen? Bestimmt! Verbrecher fangen? Sicher! Mit dem Radarwagen an der Bundesstraße stehen? Zum Leidwesen mancher Verkehrsteilnehmer: auch! Aber Facebook-Sprech nutzen? Auf Twitter surfen? Die gerade hippen Einhörner malen? "Das muss so sein", sagt Florian Wirth, 26. Gemeinsam mit seinem Kollegen Raphael Weppner, 25, und seinem Teamleiter Tobias Simon, 35, betreut Wirth die Facebook-Seite (über 9000 Fans) und den Twitter-Account (rund 1600 Follower) des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West. Das Team postet launig über "Beamte als Touristenattraktion" oder über "Die Polizei – Dein Freund und Schwanenretter".
Auch die Polizei setzt nun auf Reichweite
"Die Polizei ist nicht aus Jux in den sozialen Medien vertreten. Wir verfolgen ein klares Ziel: Wir bauen Reichweite auf, um im Ernstfall die Bevölkerung zu warnen und um gesicherte Infos schnell weitergeben zu können", erklärt Wirth. Seit rund einem halben Jahr ist das dreiköpfige Team des Kemptener Präsidiums online aktiv.
In einer Zeit, in der jede noch so kleine Info – oft ungeprüft – in den Weiten des weltweiten Internets verbreitet wird. "Gerade bei unübersichtlichen Einsätzen wie Amoklauf, Terrorgefahr oder Hochwasser schwirren so viele unwahre oder veraltete Infos durch die Netzwerke. Dagegen können wir mit Twitter oder Facebook viel schneller reagieren als mit klassischen Pressemitteilungen", erzählt Teamleiter Tobias Simon. Seine Kollegin vom Polizeipräsidium Schwaben Nord in Augsburg, Manuela Ambrosch, wo seit Ende des Jahres 2016 "getwittert und gefacebookt" wird, sieht das genauso. "Wir müssen die Leute da ansprechen, wo sie erreichbar sind", sagt sie. Gerade jüngere Menschen bewegten sich zunehmend in der Online-Welt, davor könne man als Behörde nicht die Augen verschließen. Und man müsse dabei den Ton anschlagen, der dem Medium angemessen sei. Behördendeutsch über Facebook und Twitter? Eher fehl am Platz. Humor funktioniere dagegen oftmals sehr gut.
Die Polizei will nahbarer werden - und cooler
"Eine reine Unterhaltungsplattform wollen wir aber nicht werden. Das wirkt dann doch etwas unglaubwürdig. Wir verbinden witzige oder spannende Posts mit sinnvollen Tipps und wollen unseren Facebook-Fans und Twitter-Usern auch Service bieten", erzählt Florian Wirth. Dass dafür Steuergelder verwendet werden, findet er nur richtig: "Wir dienen der Bevölkerung genauso, wie die Beamten vor Ort oder die Kollegen in den Leitstellen. Nur der Weg ist ein anderer."
Angenehmer Nebeneffekt der Social-Media-Offensive: Die Polizei als Behörde wird etwas nahbarer. "Ich glaube durch Facebook und Twitter können wir den Leuten zeigen, dass hier auch nur Menschen arbeiten und auch wir Polizisten Fehler machen", sagt Wirth. So wie dummerweise gleich im allerersten Tweet zum Beispiel. Wirth hatte sich damals vertippt. "Aber wenn du damit charmant umgehst, hast du gleich mal ein paar Freunde gefunden." Die Polizei also in modern, in cool, in "I bin’s, dei Polizischt"?
Statt auf Verbrecher- auf User-Jagd gehen
"Naja, manchmal wirkt die Polizei schon etwas arg steif. Dabei sind wir gar nicht so! Also, die meisten von uns", meint Teamleiter Simon. Denn obwohl die Netzaktivität der Beamten in der Bevölkerung ziemlich gut ankommt, braucht es intern noch etwas Überzeugungsarbeit. "Es gibt schon Kollegen, die dich ein bisschen komisch anschauen, wenn du erzählst: 'Ich mach jetzt Social Media.' Manche wollen nichts damit zu tun haben oder finden das unnötig", sagt Wirth. Er selbst ist aber schwer überzeugt von dem Kurs, den das Präsidium und das Innenministerium fahren.
Als vergangenes Jahr die Stelle intern ausgeschrieben war, bewarb er sich sofort. "In einer so großen Behörde wie der Polizei etwas komplett Neues aufbauen zu können, ist extrem selten", sagt der 26-Jährige, der davor in der Füssener Gegend im Streifendienst war. "Das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Jetzt fange ich halt keine Verbrecher mehr, sondern poliere das Image der Polizei etwas auf." Und das manchmal auch mithilfe eines Einhorns.
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