Wie schädlich sind Schneekanonen für die Umwelt?
Ein Bericht über das Ausmaß der von Schneekanonen verursachten Umweltschäden erhitzt der Gemüter. Warum sich sowohl Liftbetreiber als auch Umweltschützer ärgern.
Der Streit um das Ausmaß der Umweltschäden, die durch Schneekanonen in Skigebieten verursacht werden, wogt hin und her. Erst ärgerten sich Hoteliers und Skiliftbetreiber über einen Bericht des Umweltministeriums. Jetzt ärgern sich Naturschützer – kurioserweise über genau denselben Bericht.
SPD und Grüne hatten sich, als der Bericht im Mai im Landtag schriftlich vorgelegt wurde, in ihrer Kritik am vermehrten Einsatz von Schneekanonen bestätigt gefühlt. „Das sind schwere Eingriffe in die Natur“, sagte der SPD-Umweltpolitiker Florian von Brunn, nachdem er das Papier erstmals gelesen hatte.
Gestern im Umweltausschuss aber wurde der SPD-Abgeordnete von den Verfassern des Berichts mit einer anderen Lesart konfrontiert. „Wir sehen die Auswirkungen der Beschneiung bayerischer Skipisten als überschaubar und undramatisch an“, sagte Christian Wanger vom Umweltministerium. Der gravierendste Eingriff in die Natur seien die Anlage einer Skipiste und der Skibetrieb. Die negativen Wirkungen einer Beschneiung hielten sich dagegen in Grenzen.
Streit um Schneekanonen: Wer ist schuld an der Verwirrung?
An der Verwirrung ist das Ministerium offensichtlich nicht ganz unschuldig. In dem Bericht zum Beispiel heißt es: „Bei der Verlegung von Wasser-, Druckluft- und Stromleitungen werden schwere Baumaschinen eingesetzt, und gerade in höheren Lagen kann es viele Jahrzehnte dauern, bis sich Humusschicht, Bodenleben sowie Pflanzen- und Tierwelt von den Eingriffen erholen können.“ Im Ausschuss dagegen betonte Wanger, dass bei Baumaßnahmen mittlerweile darauf geachtet werde, den Boden möglichst zu schonen – etwa durch den Einsatz leichterer Maschinen. Auch werde der Boden zu Beginn der Bauarbeiten abgetragen und danach wieder aufgelegt, sodass die Natur sich regenerieren könne.
Als weitgehend unproblematisch wurde vom Ministerium gestern auch die Beschneiung selbst dargestellt. So sei auf einer beschneiten Piste die Erosionsgefahr sogar geringer als auf einer Piste mit dünner Schneedecke. Beschneiung könne dazu beitragen, Verletzungen des Bodens zu verringern. Im schriftlichen Bericht wurde dagegen auch vor gravierenden Einflüssen auf die Vegetation in Lagen über 1400 Metern Höhe gewarnt.
Der SPD-Mann von Brunn kommentierte die neue Darstellung des Ministeriums bissig: „Mein Eindruck ist, dass hier die Schokoladenseite nach oben gekehrt werden soll.“ Der Allgäuer CSU-Abgeordnete Eric Beißwenger hielt dagegen, dass nun klargestellt sei: „Die Beschneiung als solche hat eher positive Auswirkungen.“
In Bayern wurde die Beschneiung der Skipisten in den vergangenen 15 Jahren von 323 auf 946 Hektar ausgedehnt, um den Wintertourismus zu retten. Ob dies angesichts des Klimawandels Sinn macht, ist seit Jahren heftig umstritten.
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