Museumsleiterin schwänzt für eine Neuerwerbung
Eine Tischuhr mit einem reich verzierten Innenleben kehrt dank Möbelhaus-Spende zurück nach Friedberg.
Schwänzen musste die Friedberger Museumsleiterin Dr. Alice Arnold-Becker den zweiten Teil des Muttertags-Benefizkonzerts des Friedberger Kammerorchesters. Auf sie wartete ein wichtiger Auftrag. Telefonisch gab sie von ihrem Büro im Schloss ein Gebot zu einer Uhren-Auktion beim Frankfurter Flughafen durch. Danach konnte die Museumsleiterin quasi zum Schlussapplaus des Konzertes Bürgermeister Dr. Peter Bergmair Vollzug melden. Ihr nach oben gestreckter Daumen signalisierte: Sie hatte eine wertvolle Friedberger Tischuhr von Elias Kreittmayr (1639-1697) ersteigert.
Möglich gemacht hat dies die Firma Segmüller mit einer Spende. Für einen Gesamtkaufpreis von etwa 25000 Euro ist die Tischuhr kein Schnäppchen. Aber dafür zählt sie jetzt zu den schönsten Stücken der Sammlung von Friedberger Uhren des Museums im Wittelsbacher Schloss. So bekommt das Werk eines der bedeutendsten Friedberger Uhrmacher auch einen Ehrenplatz im Uhrenkabinett.
Erstaunlicherweise kamen gleich fünf Uhren aus Friedberger Produktion unter den Hammer bei dem Spezialauktionshaus für hochwertige Uhren, Dr. Crott. Vorab hatte sich die Museumsleiterin Rat bei ihrer Vorgängerin Dr. Adelheid Riolini geholt, die als die Expertin für Friedberger Uhren gilt. Auch sie empfahl die Tischuhr zum Kauf, weil bislang nichts Ähnliches in der Sammlung im Schloss zu finden ist. Als es bei der Auktion ernst wurde, war ein weiterer Interessent zum Glück schnell überboten.
Erdbeerblüten auf Silber graviert
Nun freute sich Bürgermeister Bergmair über die Neuerwerbung, die ihm Alice Arnold-Becker vorstellte. Schenkt man dem Auktionskatalog Glauben, sind es Erdbeerblüten, die auf das silberne Zifferblatt graviert sind. Noch aufwendiger gearbeitet ist das Uhrwerk mit reich gravierten Federhäusern. Auf den Hämmerchen, die die Stunden und Viertelstunden schlagen, glaubt die Museumsleiterin Papageienköpfe zu erkennen. Vermutlich waren die einstigen Besitzer stolz darauf, dieses Innenleben ihren Gästen zu präsentieren. Wem die Uhr früher die Stunde geschlagen hat, darüber ist nichts bekannt.
Museumskustos Hans Beil hat das Uhrwerk wieder zum Laufen gebracht. Und auch das Schlagwerk funktioniert noch. Erstaunlich laut schlägt die Tischuhr die Stunde. Dies hallte regelrecht durch den Schlosshof. „Als Wecker würde ich die Uhr nicht haben wollen“, sagte darum Bürgermeister Bergmair. Umso willkommener ist sie als schönes Schaustück.
Zu sehen ist die Neuerwerbung während der Öffnungszeiten des Friedberger Museums im Wittelsbacher Schloss dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr, samstags, sonn- und feiertags von 11 bis 17 Uhr.
Die Diskussion ist geschlossen.