Wie sich Wärme speichern lässt
Oft wird in Haushalten mehr Warmwasser produziert, als gerade gebraucht wird. Die Lösung können Pufferspeicher sein. Das kann Geld und Energie sparen.
Die Räume sind hell, der Blick fällt nach draußen, in die Landschaft. Sabine, 47, und Christian Straßer, 44, haben in Eggenthal im Kreis Ostallgäu ein Haus gebaut, in dem man „die Jahreszeiten erlebt“, wie die Hausherrin sagt. Innen laufen keine Heizkörper, stattdessen gibt es im Bad eine Fußbodenheizung, in den Zimmern der beiden Kinder kommt die Wärme von der Wand, im Esszimmer von der Decke. Doch die Besonderheit ihrer Heizung versteckt sich im Keller. Dort stehen vier große Pufferspeicher mit je tausend Liter Fassungsvermögen. Sie speichern heißes Wasser und geben die Wärme dann ab, wenn sie im Haus, Baujahr 2008, rund 250 Quadratmeter Wohnfläche, gebraucht wird – sei es zum Heizen, zum Duschen oder zum Händewaschen. Pufferspeicher, sagen Experten, erhöhen die Energieeffizienz und helfen, Geld zu sparen. Bisher aber kämen sie zu selten zum Einsatz.
Den Großteil der Energie für das Heizen und Warmwasser liefert die Sonne: Die 20 Quadratmeter große Solaranlage auf dem Dach fängt die Wärme ein. „Von März bis Oktober decken wir den gesamten Bedarf mit der Solaranlage“, berichtet Sabine Straßer. In der kalten Jahreszeit wird bei Bedarf ein Pelletkessel zugeschaltet. Erwärmt die Solaranlage zum Beispiel mittags mehr heißes Wasser, als gerade zum Heizen oder Duschen gebraucht wird, fließt dieses in den Pufferspeicher. Dort bleibt es über Stunden heiß, bis es beispielsweise abends gebraucht wird. Die Familie ist zufrieden. Warmes Wasser gab es immer, „Probleme hatten wir nie“, sagt Sabine Straßer.
Pufferspeicher sind effizienter als Gas- oder Ölheizungen
Für Heizungsfachmann und Diplom-Ingenieur Martin Sandler, der die Anlage konzipiert und geliefert hat, sind Pufferspeicher eine sträflich vernachlässigte Technik, um Energie zu sparen – nicht nur im Neubau, sondern vor allem bei der Nachrüstung. „Wer runterkommen will von den Heizkosten, kauft einen Speicher“, sagt der Inhaber des Unternehmens EFG Solar- und Heizsysteme aus Kaufbeuren mit 15 Mitarbeitern.
Die Kombination einer großen Solaranlage mit einem Pelletkessel ist für den Fachmann „der Idealfall“. Aber auch mit Gas- und Ölkesseln ließen sich Speicher kombinieren. „Wo die Wärme herkommt, ist dem Speicher gleichgültig“, sagt Sandler. Wo aber liegt der Vorteil der Pufferspeicher?
Problem vieler Gas- und Ölheizungen sei, dass sie sich häufig an- und ausschalten, meint der Fachmann. „Dabei geht viel Effizienz verloren“ – ähnlich wie bei einem Auto, das mehr Sprit verbrauche, weil es nur Kurzstrecke fahre. Mit einem Speicher dagegen könne der Kessel länger laufen, ein großes Volumen Wasser erwärmen und dann lange Zeit ruhen. Bei älteren Heizungsanlagen ließen sich mit dem Einbau eines Speichers „20 bis 40 Prozent einsparen“, meint Sandler. „Das ist in der Regel viel effizienter als eine Dämmung.“
Durch den Pufferspeicher sinkt der Brennstoffverbrauch
Diplomingenieur Hartmut Adler, der als unabhängiger Energieberater in Affing ein Ingenieurbüro hat und unter anderem als Honorarberater für die Verbraucherzentrale und die Regionale Energieagentur Augsburg arbeitet, bestätigt die Vorteile. „An jede Heizung gehört ein Pufferspeicher“, sagt Adler. Doch längst nicht in allen Häusern seien diese heute selbstverständlich.
Der große Vorteil von Pufferspeichern: „Wärmeerzeugung und Verbrauch werden entkoppelt“, sagt Experte Adler. „Zwingend notwendig seien Pufferspeicher für träge reagierende Heizungen wie Scheitholzkessel“, sagt er. Der Vorteil bei Gas- und Ölheizungen sei, dass das häufige Ein- und Ausschalten vermieden werden kann – auch wenn moderne Heizungen die Leistung je nach Bedarf modulieren. Ein Pufferspeicher verspreche eine längere Lebensdauer des Kessels, weniger Brennstoffverbrauch und bessere Abgaswerte.
Welcher Pufferspeicher aber ist gut? Adler zufolge reicht für ein saniertes Einfamilienhaus ein Speicher von rund 500 Litern, bei einer Solaranlage sei ein Puffer von 800 bis 1000 Litern angebracht. Heizungsfachmann Sandler installiert Speicher mit rund 1000 Litern.
Ein Pufferspeicher kostet um die 3000 Euro
Wer sich zum Kauf entschließt, dem raten Energieberater Adler als auch Heizungsfachmann Sandler zu einem sogenannten Schichtenspeicher. Dabei wird die Wärme von oben nach unten eingeleitet. Das heiße Wasser „schwimmt“ oben, darunter befinden sich weniger heiße Wasserschichten. Dieser Trick steigere die Effizienz.
Es gibt inzwischen mehrere Anbieter, zum Beispiel Ratiotherm. Heizungsfachmann Sandler hat mit seinem Betrieb ein eigenes System entwickelt, den Speed-Power-Schichtspeicher, für den er auf der Handwerksmesse den Bundesinnovationspreis erhielt. Er warnt davor, dass heute häufig mit dem Namen „Schichtenspeicher“ geworben wird, ohne dass die Geräte entsprechend funktionieren. In seinem Unternehmen in Kaufbeuren verdeutlicht er die Funktionsweise mittels Thermografie. Bleibt die Frage, was ein Pufferspeicher kostet? Energieberater Adler nennt als grobe Orientierung 3000 bis 3500 Euro, Sandler 2500 Euro. Das Ehepaar Straßer in Eggenthal hat in ihre vier Speicher plus Einbau 18.000 Euro investiert, dazu 4000 Euro für die Solaranlage und die Kosten für den Pelletkessel. Dafür halten sich die Brennstoffkosten in Grenzen. „Wir brauchten im Schnitt noch zwei Tonnen Pellets im Jahr“, sagt Sabine Straßer – „nicht sehr viel.“
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