Das sind die spannendsten Bikes der neuen Motorrad-Saison
Ein paar Monate werden sich die Biker zwar noch gedulden müssen. Die meisten Hersteller zeigen aber schon jetzt, mit welchen Neuheiten sie im Frühjahr vorfahren wollen. Die Bandbreite reicht von fünfeinhalb bis 214 PS – und eine kleine Revolution gibt es auch.
Der Schritt ist groß, mindestens so groß wie 1996 Porsches Umstieg von Luft- auf Wasserkühlung: Ducati setzt künftig auf vier statt zwei Zylinder. Seit Jahrzehnten geben zwei Zylinder im 90-Grad-V-Winkel in Borgo Panigale bei Bologna den typisch-polternden Ton an.
Doch 2018 geht das brandneue, revolutionär motorisierte Superbike Ducati Panigale V4 an den Start und lässt die schlimmsten Skeptiker verstummen. Denn: Entgegen Unkenrufen geht Ducatis sprichwörtliche Fahrdynamik mit dem Ende des V2-Zeitalters nicht etwa unter, sondern steigert sich weiter. Doch die imposanten Daten der neuen Super-Ducati sind bei weitem nicht alles, was unsere Vorfreude auf die nächste Motorradsaison ungewöhnlich steigert. Ein Ausblick auf ein vielversprechendes 2018.
214 PS Leistung bei nur 198 kg Ballast (fahrfertig), so lautet das Patentrezept des neuen Italo-Superbikes Ducati Panigale V4, die ab 2018 die Konkurrenz von BMW und aus Japan in Aufruhr versetzt. Das stärkste Serienmotorrad der Welt hat Ducati direkt von seiner aktuellen MotoGP-Rennmaschine „Desmosedici“ abgeleitet und bietet damit Superbike-Platzhirschen wie BMW S 1000 RR (199 PS, 208 kg) die Stirn. Elektronische Helfer wie Kurven-ABS, Wheelie-Kontrolle, Startautomatik (Launch Control) oder Schnellschalt-Hilfe sind selbstverständlich mit an Bord, um die imposante Leistung sowie wuchtige 124 Newtonmeter Schubkraft in den Griff zu bekommen. Die Preise für die drei Varianten Panigale V4, V4 S und V4 Speciale sind noch offen. Außerdem hat Ducati seinen Allrounder Multistrada verfeinert und bietet jetzt auch eine große Scrambler an mit 1,1-Liter-V2 und 86 PS – klar als Alternative zur BMW R nineT Scrambler.
Die derart von Ducati attackierten Bayern lassen sich 2018 auch nicht lumpen: K 1600 Grand America heißt die Antwort von BMW auf alles, was sich dick und leistungsstark im Tourensegment tummelt. Für gut 25000 Euro verwöhnt der Luxustourer mit 160 PS Sechszylinder-Power im Bagger-typischen Format: lang und flach, dazu integrierte Koffer. Die Motorradgattung ist vom Ursprung her amerikanisch, und so wird die K 1600 Grand America in erster Linie um die Gunst von US-Bikern buhlen – besonders mit hoher Reichweite und üppigem Zubehörprogramm.
Außerdem haben die Bayern ihre Enduro-Mittelklasse grundrenoviert. Die universellen Bikes heißen jetzt F 750 und 850 GS. Sie bieten ab Frühjahr 2018 mehr Leistung als bisher und optional digitale TFT-Displays. Dabei sind sie kaum teurer geworden. Heiß ersehnt von Scooterfans kommt 2018 endlich ein Midsize-Roller von BMW auf den Markt: Der C 400 X reiht sich ab April mit gehörigem Abstand zum C 650 ein – mit 35 PS Leistung, nur 3,5 Litern Verbrauch laut WMTC-Norm und serienmäßig LED-Scheinwerfern (als erstes BMW-Zweirad überhaupt).
Bei aller Kraftprotzerei mit PS-Monstern oder Dickschiffen: Die Retrowelle rollt weiter durch die Motorradszene, wie weitere Neuheiten beweisen. Allen voran Kawasakis charmante Neuinterpretation eines Youngtimer-Naked Bikes, die Z 900 RS. Sie erinnert deutlich an die Seventies-Ikone Kawasaki 900 Z1, übertrifft ihre historische Vorlage jedoch um rund 30 PS (111 PS aus 948 ccm Hubraum) und ist um ebenso viele Kilos leichter. Alternativ ist die Retro-Kawa mit Halbschalenverkleidung als Café Racer zu haben. Nostalgisches Outfit mit modernster Technik heißt also auch bei der Z 900 RS die Devise, mit der bereits Bestseller wie die BMW R nineT oder die Triumph Thruxton sehr erfolgreich sind.
Triumph legt sich für 2018 ebenfalls in Sachen Retro ins Zeug und präsentiert die attraktive Bonneville Bobber Black. Sie wirkt deutlich muskulöser als ihre bisherige Namensvetterin. Das liegt vor allem am kleineren und dickeren Vorderrad und am komplett schwarzen Design: Der Käufer hat nur die Wahl zwischen Schwarz glänzend und Schwarz matt. Der markante, einsitzige Retro-Bobber soll ab Frühjahr 2018 unter 14000 Euro kosten. Wichtiger jedoch für die Traditionsmarke: Die Briten bringen eine ganze Familie neuer Adventure-Bikes, vor allem die Tiger 800 XC und XR. Die beiden Allrounder sind eher für Offroad-Einsätze (XC) oder universellen Fahrspaß auf Asphalt (XR) konzipiert und 95 PS stark. Die größere Tiger 1200 hat Triumph umfangreich überarbeitet. Alle Preise sind noch offen.
Weitere Neuheiten mit Retro-Charakter: Die Benelli Leoncino im leicht geländegängigen Scrambler-Stil als nur eine von vielen Premieren der italienischen Traditionsmarke, die unter chinesischer Ägide mächtig loslegt.
Und: Royal Enfields erste Zweizylinder-Bikes Interceptor 650 Twin und Continental GT 650 Twin. Das Twin-Duo soll ab Frühjahr eine neue Ära einläuten, denn bisher war Royal Enfield maximal mit 500- ccm-Einzylindern unterwegs. Der neue 648-ccm-Zweizylinder leistet 48 PS und entwickelt 52 Newtonmeter Drehmoment. Der Parallel-Twin ist an ein neues Sechsgang-Getriebe gekoppelt. Der Sixties-Klassiker Interceptor und der sportliche Café Racer Continental GT werden Royal-Enfield-typisch sicher relativ günstig sein – wie günstig, ist noch offen.
Zwei weitere Highlights ganz unterschiedlicher Art haben zuletzt die weltgrößte Motorradmesse in Mailand bereichert: Bei der EICMA 2017 feierte die aufregende Studie Honda CB4 Interceptor Premiere, die im römischen Designzentrum der Japaner entstand. Und: Bereits 2018 schickt Legende Vespa seinen ersten elektrischen Roller auf den Markt. Der klassisch designte Elettrica wird 5,4 PS leisten und mit 100 Kilometern Reichweite locker die typischen Distanzen bewältigen, die Fans von einem urbanen Roller erwarten. Von 214 bis runter auf fünfeinhalb Pferdestärken – die Motorradsaison 2018 kann kommen.
Die Diskussion ist geschlossen.