Flüchtlinge integrieren sich bei Partymusik
Integration: Im Juze Nördlingen treffen Flüchtlinge auf Deutsche. Es gibt ausländische und einheimische Speisen. Ein Asylbewerber verwirklicht seinen Traum.
„Wir machen was“ – das war das Motto der Veranstaltung, die am vergangenen Samstag im Juze in Nördlingen stattfand. Das Team des Jugendzentrums stellte zusammen mit der Kinder- und Jugendhilfe Südbayern eine Begegnungsveranstaltung auf die Beine. Etwa 50 junge Flüchtlinge trafen auf Jugendliche aus Nördlingen und der Umgebung, um sich auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen.
Die Flüchtlinge im Alter von 14 bis 20 Jahren wohnen derzeit in betreuten Wohngruppen in Nördlingen, Löpsingen oder Feuchtwangen. Die Party am Samstag war für viele von ihnen ein Höhepunkt ihres bisherigen Aufenthalts in Deutschland. Um 18 Uhr ging es los–es wurden Speisen, wie eine afrikanische Bananensuppe oder ein arabisches Gericht mit Spinat und Kichererbsen angeboten, es gab aber auch Kässpätzle von „Meyer’s Keller“. Ein junger Afghane steuerte selbst gebackene Brote bei.
Integration durch Essen
Beim gemeinsamen Essen gab es erste Möglichkeiten zum Austausch. Und der verlief besser, als alle zuvor gedacht hatten: Obwohl ein Großteil der jungen Asylbewerber erst seit fünf oder sechs Monaten in Deutschland ist, konnten sich die Gäste auf Deutsch unterhalten. „Ich möchte unbedingt Deutsch lernen. Es ist eine schwere Sprache, aber ich versuche es“, erzählte ein 18-jähriger Flüchtling aus Guinea. Ein Kumpel von ihm, der 15-jährige Ahmed von der Elfenbeinküste, besucht beispielsweise eine Berufsintegrationsklasse in der Nördlinger Berufsschule.
Johanna Schulze, Lehrerin am beruflichen Schulzentrum Nördlingen, unterrichtet derzeit acht Jugendliche aus Syrien und dem Irak im Vorkurs Deutsch in der Volkshochschule Nördlingen: „Die Jugendlichen konnten am Anfang weder Deutsch reden noch schreiben. Wir haben ganz von vorne angefangen mit Buchstaben schreiben, da viele ja nur die arabischen Schriftzeichen beherrschten.“ Sie konnte außerdem bestätigen, was viele Gäste an diesem Abend bemerkten: Die jungen Flüchtlinge sind sehr aufgeschlossen.
Flüchtling Michael aus Ghana verwirklicht seinen Traum
Spätestens als orientalische Musik von DJ Clique aufgelegt wurde, bebte die Tanzfläche im Juze. DJ Clique heißt eigentlich Ali Saadi und ist selbst vor 15 Jahren aus seiner Heimat Irak nach Deutschland geflüchtet. „Seit ich drei Jahre alt bin, mache ich Musik. Als DJ spiele ich arabische Musik, aber auch Hip Hop, R’n’B und internationale Musik“, sagt Saadi. Egal welches Alter, welches Geschlecht, welches Schicksal und welche Nationalität, es wurde zusammen getanzt und gelacht. Es war verwunderlich, wie viel Lebensfreude die Flüchtlinge ausstrahlten, meinten auch Georg Wörle und Moritz Adler, die die Idee zu der Veranstaltung hatten. Der 18-jährige Cra sagte: „Ich bin allein nach Deutschland gekommen, er ist auch allein gekommen und sie auch alle: Wir sind jetzt eine Familie.“ Doch die Schicksale standen am Samstagabend im Hintergrund, die Tanzfläche war Ort des Geschehens. Ab 21 Uhr spielte sich das Geschehen vor allem auf der Bühne ab; dort traten verschiedene Künstler auf, zum Beispiel deutsche Jugendliche, die sangen oder Gitarre spielten. Der Höhepunkt war der Auftritt von Michael aus Ghana. Sein Traum war es, einmal auf einer Bühne zu rappen – dieser erfüllte sich am Samstag und das Publikum feierte ihn.
Ab 24 Uhr wurde zu Musik von DJ Dolla Beatz getanzt, der Musik aus vielen Teilen der Erde dabei hatte.
Das Juze-Team weist auf eine Veranstaltung am 19. Februar hin, die ebenfalls Flüchtlingen zugutekommt. Die Bands „Tabula Rasa Orchestra“ und „The Manés“ spielen ab 20 Uhr im Juze – der gesamte Gewinn geht wieder an ein Flüchtlingsprojekt in der Region.
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