Lockruf der Sinfonik
Finaler Triumph bei Mozart@Augsburg.
Wenn Sebastian Knauer, künstlerischer Leiter von Mozart@Augsburg, im Vorfeld des nun zum vierten Mal veranstalteten Musikfests noch meinte, ein treues und natürlich auch zahlenstarkes Publikum wachse einem Festival erst mit der Zeit heran - so dürfte er sich beim jetzigen Finale fast schon am Ziel gewähnt haben. Denn viel mehr Besucher fasst die Augsburger Kongresshalle nicht, als zum Gastspiel der Bamberger Symphoniker gekommen waren. Da spielte natürlich mit, dass die Bamberger seit Jahrzehnten nicht mehr in Augsburg aufgetreten sind und die Stadt auch sonst keine Besuche von Orchestern dieses Ranges zu verzeichnen hat. Was früher mal anders war.
Die Bamberger waren nicht mit ihrem Chefdirigenten gekommen - derzeit noch Jonathan Nott, künftig Jakub Hruša -, sondern mit dem Österreicher David Danzmayr. Der 35-Jährige legte gleich eingangs dar, dass man sich von ihm noch einiges erwarten darf. Mozarts "Figaro"-Ouvertüre war jedenfalls ganz die tönende Entsprechung eines "tollen Tags", so sprudelig ließ Danzmayr sie musizieren. Und ebenfalls schon hier machte das Orchester mit seinen funkelnd-präzise durch die Passagen sausenden Streichern und Holzbläsern klar, dass in Bamberg einer der vorderen deutschen Klangkörper beheimatet ist.
Sebastian Knauer, der Mozart@Augsburg-Chef, ist im Hauptberuf Pianist. In Beethovens 4. Klavierkonzert übernahm er den Solopart, was dem Festivalfinale eine hörenswerte Sicht auf diesen Programmliebling bescherte. Knauer ließ nämlich jegliche Beethoven-Schwerblütigkeit außen vor, seine Wiedergabe bestach durch ihren apollinisch-aufgehellten Gestus, ohne dabei gedankenblass daherzukommen.
Ouvertüre, Solokonzert - fehlte noch die Sinfonie, nämlich Mendelssohns "Schottische". Auch hier ließ Danzmayr spüren, dass er mehr wollte, als lediglich ein Stück orchestraler Romantik möglichst saftig zu präsentieren. Der Wille zu strukturierter, sinnfälliger Gestaltung war in den Knotenschürzungen des Kopfsatzes ebenso offensichtlich wie im nachfolgenden, koboldhaft in Szene gesetzten Scherzo. Geriet das Adagio etwas zu vordergründig elegisch, so überzeugte der Schlusssatz mit packendem Drive. Für ein Orchester wie die Bamberger ist solch eine Sinfonie natürlich ein Fest: warm timbriert erklangen die kantablen Abschnitte, gestochen klar die für Mendelssohn typischen quirligen Momente. Langer, enthusiastischer Applaus am Ende.
Ein sinfonisches Programm in solcher Besetzung ist für ein kleines Festival wie Mozart@Augsburg natürlich nicht so ohne Weiteres zu stemmen. Hilfreich wäre es da sicher, wenn auch das ein oder andere Kammerkonzert - die Basis des Festival-Programms - noch mehr Zuspruch finden würde, zumal man hier auch in diesem Jahr wieder lauter Hochkarätern, von Daniel Hope über das Cuarteto Casals bis zu den King’s Singers, begegnen konnte. So unstrittig also auch 2015 die musikalische Bilanz von Mozart@Augsburg ausfällt, sollte Sebastian Knauer in anderer Hinsicht noch einmal in sich gehen: Die Streckung des Festivals auf drei Wochen (mit neun Veranstaltungen) steht der Herausbildung einer Festival-Atmosphäre entgegen. Um eben diese aber zu erhalten - zum Zweck der Heranbildung eines dichten Stammpublikums, siehe oben -, wäre da ein geraffter Kalender nicht tauglicher?
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