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Gesellschaft
30.05.2017

Sprachrohr der Abgehängten

Der amerikanische Schriftsteller James David Vance.
Foto: Naomi McColloch

J.D.Vance beschreibt am Beispiel seiner Familie die Krise der amerikanischen Arbeiterschicht. Ein Bestseller

Dass es dieses Buch gibt, es sogar von tausenden Menschen gelesen wird, findet der Autor einigermaßen absurd. Er sei der Erste, sagt James David Vance, der zugeben würde, „dass ich in meinem Leben nichts wirklich Bedeutendes erreicht habe“. Am bemerkenswertesten sei sein Abschluss in Jura an der Yale-Universität. Warum seine Geschichte und die seiner Familie in Amerika dennoch ein Bestseller wurde? Weil zum einen ein junger Amerikaner die Krise der weißen Arbeiterklasse aus einer ungewohnten Perspektive beschreibt, nämlich aus der Innensicht. „Amerikaner nennen sie Hillbillys, Rednecks oder White Trash“, schreibt J.D. Vance: „Ich nenne sie Nachbarn, Freunde und Verwandte.“ Und weil zum anderen seine „Hillbilly-Elegie“ zur rechten Zeit erschien, als die verarmte Arbeiterschicht Donald Trump ins Präsidentenamt verhalf.

Trump wird im Buch nicht erwähnt. Vance, obwohl bekennender Republikaner, hat ihn auch nicht gewählt. Nun gilt sein Werk aber als das politische Buch der Stunde und der 32-Jährige als Sprachrohr für jene Schicht der Abgehängten. Auch das findet er absurd: „Da gibt es eine Gruppe von zehn Millionen Menschen und die Medien fragen plötzlich immer nur den Einen.“

Vance soll erklären, was vielen seiner Landsleuten als Rätsel erscheint: warum die Menschen im Rostgürtel Amerikas, einst eine Hochburg der Demokraten, plötzlich von Blau zu Rot wechselten. Sein Ziel beim Schreiben aber war ein anderes: „Ich wollte eine wahre Geschichte darüber erzählen, wie es sich anfühlt, wenn einem das Problem schon seit der Geburt wie eine Schlinge um den Hals liegt.“

Er beschreibt den amerikanischen Traum, wie er ihn vorlebt, und zugleich einen amerikanischen Albtraum: Wie sich blühende Industriestädte in drei Jahrzehnten in Ballungsorte der Hoffnungslosigkeit verwandeln. Seine Großeltern, Hillbillys mit iroschottischen Wurzeln, folgten den Lockrufen der Stahlindustrie und zogen von einer Kleinstadt in den Appalachen nach Middletown in Ohio. Für die Familie setzt eine kurze Phase des Aufstiegs ein, zumindest des finanziellen. Der Großvater wird gut bezahlter Arbeiter im Stahlwerk Amco, kauft ein Haus, ein Auto, in der bürgerlichen Mittelschicht aber kommt die Familie nie an: Die Hillbillys bleiben unter sich, ihrer Herkunft und ihren Traditionen verhaftet. Familienehre und Loyalität geht über alles. Wenn man den betrunkenen Mann anzündet – wie seine Großmutter, schnurrt das nach erfolgter Rettung zur Anekdote zusammen.

Als J.D. geboren wird, hat der Niedergang der Familie schon eingesetzt. Kämpfe, Gebrüll, körperliche Misshandlungen, Alkohol- und Drogenmissbrauch, das alles „war für uns fast so normal wie die Luft zum Atmen“. Seine Mutter, eine Krankenschwester, wird zum Junkie, verliert ihren Job, die Stiefväter wechseln, der Wohlstand zerrinnt unter der Hand. Das Gleiche passiert der Stadt.

In Middletown, bis zur Stahlkrise in den 80ern eine prosperierende Stadt, ist heute jeder dritte Bewohner arbeitslos. Die Scheidungsrate ist hoch, jeder Fünfte bricht die Schule ab. Die Drogen, sagt Vance, haben Stadt und Land überflutet. Das Ausmaß der sozialen Krise hätten weder die Demokraten noch die Republikaner in den vergangenen Jahrzehnten ernst genommen. „Aber die Krise ist überall“, sagt Vance, und sie habe sich tief in die Köpfe der Menschen hineingefressen: Kein Milieu sei derart pessimistisch eingestellt wie das der weißen Arbeiterschicht.

Vance ist dem Milieu entkommen, statistisch gesehen ein Ausnahmefall. Nach der High School ging er zu den Marines, dann auf die Universität von Ohio, von dort nach Yale. Zuletzt arbeitete er als Investmentbanker im Silicon Valley, bevor es ihn zurück nach Ohio zog. Sein Buch ist keine Anklageschrift, sondern eine persönliche, von Sympathie für seine „Hinterwäldler“ getragene Analyse.

Wie ein Ausweg aus der Krise aussehen könnte, bleibt er schuldig. Die Lösung kenne er nicht. „Aber ich weiß, dass sie dort ansetzt, wo wir aufhören, Obama oder Bush oder irgendwelche gesichtslosen Konzerne verantwortlich zu machen, und uns fragen, was wir selbst tun können.“ Vance versucht es auf seine Weise. In Columbia Ohio hat er eine Non-Profit-Organisation gegründet, die Drogenabhängigen hilft; er versucht Investoren für die Region zu interessieren. Dass er es aus Middletown in die Welt hinaus schaffte, habe er einzelnen Menschen, vor allem seiner Großmutter zu verdanken, die ihren Enkel in seinen Teenagerjahren alleine großzog... Vance: „Ich frage mich oft: Wo wäre ich heute ohne sie?“

J.D.Vance: Hillbilly-Elegie.

A. d. Amerikanischen von Gregor Hens. Ullstein, 304 S., 22 Euro

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