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Debatte
09.07.2017

Wollen wir die offene Gesellschaft?

Ein bunter Regenbogen aus Multi-Kulti und linksliberaler Ideologie: Das ist es nicht, was offene Gesellschaft meint.
Foto: Rolf Zoellner/Imago

Debatten wie die über Zuwanderung, „Ehe für alle“ und neue Überwachungstechniken zeigen: Der Wandel der Welt stellt uns vor Richtungsentscheidungen.

Der Begriff ist heute wohl so vielen Menschen in Deutschland suspekt wie nie seit dem Beginn seiner Karriere 1945: die „offene Gesellschaft“. Bedeutet das nicht die Verschrottung aller lange dieses Land und seine Kultur wesentlich ordnenden Werte und Traditionen, wie das gerade bei der Entscheidung zur „Ehe für alle“ zu sehen war? Auch das Geschehen am Wochenende in Hamburg beim G20-Gipfel stellt dringend die Frage, was sich eine offene Gesellschaft zumuten sollte.

Das Unbehagen über den Begriff in seiner Innendimension war in den 60ern und 70ern auch schon verbreitet. Dazu kommt nun ein äußerer Aspekt hinzu: Denn bedeutet offene Gesellschaft nicht auch, dass die Grenzen offen sein sollen und dadurch Weltkonzerne zugreifen, Migrantenströme mit ihren Nöte einreisen, darin verborgene Terroristen inklusive? Jedoch – ist damit wirklich die Preisgabe aller Tradition und ein Multi-Kulti-Regenbogen gemeint?

Am Anfang stand das Buch des Philosophen Karl Popper: „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“. Wer übergroße Liberalität im Innern und die Auflösung des Nationalstaats nach außen fürchtet, kann da durchaus fündig werden. Popper wollte etwa strikte religiöse Neutralität des Staates und sah den Nationalstaat nur als vorübergehendes Übel auf dem Weg zu einer Weltgemeinschaft an. Vor allem aber wollte er gegen jegliches Bild einer ideologischen Schicksalsgemeinschaft angehen, die möglichst geschlossen ihren Weg in der Geschichte gehen und verteidigen müsse. Darum war Popper gegen lenkende Eliten, für Gleichheit der Menschen und ihre Freiheit, weil sie die jederzeit offene Geschichte gemeinsam zu gestalten lernen müssten … Das war 1945.

Heute, im Jahr 2017, ist die Frage der offenen Gesellschaft auf eine Art Thema, die in einer aufschlussreichen Weise quer zu Poppers Thesen liegt. Es gibt eine Initiative unter ihrem Namen, einer der Vorstände ist der in vielen Debatten gefragte Soziologe Harald Welzer – und sie zitiert leitbildgebend einen der prominentesten Kritiker Poppers. Der Soziologe Ralf Dahrendorf hatte damals dem Philosophen vorgeworfen, in seinem Liberalismus die Bedeutung von sozialen Bindungen und Traditionen für die Menschen zu unterschätzen. Dahrendorf also wird zitiert: „Wir leben in einer Welt der Ungewissheit. Niemand weiß genau, was wahr und was gut ist. Darum müssen wir immer neue und bessere Antworten suchen. Das geht aber nur, wenn Versuch und Irrtum erlaubt sind, ja, ermutigt werden, also in einer offenen Gesellschaft. Sie wenn nötig zu verteidigen und sie jederzeit zu entwickeln, ist daher die erste Aufgabe.“

Und damit ist die für heute wohl entscheidende Schnittmenge der beiden genannt: Es geht um eine Gesellschaft, die ihren Weg durch die Meinungsfreiheit ihrer Mitglieder bestimmt – und sich dabei wehrhaft zeigt gegen die Feinde dieser Offenheit und Freiheit. Konkret, wer ist das? Das „Handelsblatt“  hat nach den Terror-Anschlägen von Berlin eine Sonderausgabe den „sieben Feinden der offenen Gesellschaft“ gewidmet.

1. Brutale Dschihadisten

2. Notorische Vereinfacher

3. Selbstsüchtige Autokraten

4. Kalte Ökonomen

5. Arrogante Eliten

6. Politisch (allzu) Korrekte

7. Hysterische Medien

Das geht gegen Terror, aber auch gegen politisches und publizistisches Geschäftemachen mit der Angst; es geht gegen die Unterwanderung des Staates durch wirtschaftliche Interessen, aber auch gegen die Abkopplung des Regierens von den Regierten und gegen den Überwachungsstaat; es geht gegen eine Einschränkung der Liberalität gerade durch die, die sich als deren Hüter gerieren und dabei Ideologen sind. Und es spricht dafür, den Menschen die Komplexität der aktuellen Herausforderungen zuzumuten, sie in Debatten und Entscheidungen einzubinden. Die „Initiative Offene Gesellschaft“ würde ergänzen: und es spricht dafür, die globale Verantwortung zu verdeutlichen, in der unser Handeln steht.

Was sind die Vorzüge der Demokratie?

Deren Präambel sagt: „Demokratie gibt es nur dann, wenn genug Menschen für sie eintreten, aktiv, überlegt, entschieden …“ Und: „Die Offene Gesellschaft bietet den Menschen die größtmögliche individuelle Freiheit bei größtmöglicher Lebenssicherheit. Keine andere Gesellschaftsform leistet das, und keine kann sich selbst weiterentwickeln und Antworten auf Zukunftsfragen in einer sich schnell verändernden Welt geben.“ Ist das bloß eine Utopie? Oder könnte das nicht vielmehr die einzige Möglichkeit darstellen, in diesen Zeiten des Umbruchs die an so vielen Ecken bröckelnde Demokratie zu retten? Wenn nur genug Menschen dafür stehen?

Harald Welzer, der nun auch ein kämpferisches Buch mit eben dieser Parole als Titel geschrieben hat, ist sich jedenfalls sicher: „Wir sind die Mehrheit“ (Fischer, 128 S., 8 ¤). In einem wären wohl die meisten mit ihm einig: dass wir in einer Gesellschaft leben, die in den Wirbeln der Gegenwart ihren moralischen Kompass zu verlieren droht. Und viele stimmten womöglich auch seiner Grundthese zu: „Der moderne westeuropäische Sozialstaat der Nachkriegsjahrzehnte mit seinem historisch ganz unvergleichlichen Standard von Gerechtigkeit und Teilhabe war universalistisch begründet.“ Also durch ein Prinzip, das den Stellenwert des Ganzen, der Gesellschaft, gegenüber dem Einzelnen betont – und den Einzelnen als Gleichen unter Gleichen in diese Ganzheit eingefügt. Weiter: „Dieser Universalismus ist mit dem Siegeszug des Neoliberalismus aber ganz handfest rückgebaut worden.“

Über die Folgerungen Welzers aber könnten dann viele herzhaft mit ihm streiten. Halten Sie etwa die Debatte um Flucht, Sicherheit und Terror für hysterisch? Aber im Sinne einer offenen Gesellschaft sollte man gerade über solches offen debattieren können. Und damit etwas tun dürfen, was bei Entscheidungen wie über die Zuwanderung, die „Ehe für alle“ und die neuesten Überwachungstechniken gerade nicht rechtzeitig passieren konnte.

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