Die Katze unter den Instrumenten
Im Stadttheater erfuhr das Publikum viel über „Die Seele der Geige“ – und ganz nebenbei auch über die der Musiker. Dabei lernte man auch „Madame Schleske“ kennen. Wenn das Instrument Teil des Körpers wird
Wer nicht Karten vorbestellt hatte, für den hieß es am Sonntag zur Matinee des Filmforums im Landsberger Stadttheater erst einmal Schlange stehen. Am Ende gab es nur noch Stehplätze für ein ganz besonderes Filmereignis, das Kurt Tykwer und Martin Schleske gemeinsam zur „Bühnenreife“ gebracht hatten. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand Regisseur Benedikt Schultes fein beobachtetes und in ruhiger Erzählweise behutsam eingefangenes Doppelporträt des Star-Geigers Frank Peter Zimmermann sowie des international renommierten Geigenbaumeisters Martin Schleske auf ihrer, je eigenen, Suche nach dem vollendeten Klang. „Die Seele der Geige“, so der Titel des knapp einstündigen Dokumentarfilms, folgt dem „Holz“ aus den verschneiten Bergwäldern Norditaliens in die Sägewerke und Lagerhallen, hinein in die fast meditative Ruhe des Geigenbau-Ateliers und schillernde Welt der großen Konzertsäle. Gezeigt wurde der Film erstmals auf dem diesjährigen DOK.fest in München und fand nicht nur dort, sondern als Gewinner des Publikumspreises auch auf den Musikfilmtagen Oberaudorf begeisterte Aufnahme.
Im Podiumsgespräch unter der Moderation von Kurt Tykwer berührten anschließend Benedikt Schulte, Martin Schleske und Geigensolist Ingolf Turban das Publikum mit teils poetischen Beschreibungen „ihrer“ Kunst, minutiös geschilderten Beobachtungen und aufs Feinste getroffenen Unterscheidungen. Weshalb man sich im Film beinahe zu Tränen gerührt sah, als Frank Peter Zimmermann endlich seine Stradivari wieder in Empfang nehmen durfte, und wenig später innerlich zurückzuckte vor dem Messer, das Martin Schleske in einer „Operation am offenen Herzen“ an seine neue Geige setzte, erklärte sich in den Schilderungen ihrer unterschiedlich, jedoch mit gleicher Leidenschaft gelebten Liebe zur Musik. „Seine Stimme“, die Geigenspieler Zimmermann in einer 300 Jahre alten Stradivari gefunden hat, möchte der Geigenbauer Schleske heute den Bäumen ablauschen: „In zwei Jahrhunderten hat der Baum dieses Holz geschaffen. Meine Kunst besteht darin, ihm gerecht zu werden“, stellt er sein Können ganz in den Dienst des Materials. Auf der Suche nach Spitzenhölzern – nie nördlich, sondern immer südlich der Alpenkette – schichtet Martin Schleske mitunter ganze Lagerhallen um. Am Ende findet er unter 3000 Deckenhölzern nur etwa sieben, aus denen er seine „Klangskulpturen“ entstehen lässt und damit einem Musiker seine Stimme gibt.
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