Eiserne Zeichen des Lebens
Zum Fest des Totengedenkens zeigt der Heimatverein Dießen die Grabkreuz-Sammlung von Walter Spensberger.
Nebelgrau und kalt ist es in Dießen, da geht man gern in die Werkstatt von Walter Spensberger und sucht die Nähe des Schmiedefeuers. Und nicht nur die Wärme ausstrahlende Glut in der Esse vertreibt eine etwaige trübe Herbststimmung. Sonnenstrahlen, Laub, Ranken und viele Blüten in der Werkstatt tun es genauso und vermitteln die Fülle des Lebens. Aus Eisen geschmiedet sind sie alle, die Sonnen und Blätter und Blüten, sie umstrahlen und umranken Grabkreuze, die mit diesen Attributen gleichermaßen Erinnerungsstätten wie Hoffnungszeichen sind. Der Dießener Kunstschmied sammelt alte Kreuze und fertigt neue an. Zum Allerseelenfest am 2. November und am folgenden Wochenende zeigt er sie im Taubenturm des Heimatvereins. Eröffnet wird die Ausstellung am Allerheiligen-Vorabend, am Freitag, 31. Oktober, um 20 Uhr.
Walter Spensberger sammelt Grabkreuze weniger aus volkskundlichem oder kunsthistorischem Interesse, er betrachtet sie mit dem Auge des Handwerkers. Mit welchen Techniken arbeiteten seine Kollegen? Welche Gestaltungsmotive und welches Bildprogramm verwendeten sie? Aus seinen Wahrnehmungen erschafft Spensberger neue Grabkreuze, vier Stück hat er heuer bislang geschmiedet, in manchen Jahren sind es noch etliche mehr. Der 72-jährige Kunstschmied führt eine kulturelle Tradition fort, die sich seit vier Jahrhunderten nachweisen lässt. Bis in die Barockzeit hinein konnten es sich allenfalls Adelige, Geistliche und reiche Bürger leisten, sich steinerne Grabdenkmäler zu setzen und sich somit dem Vergessenwerden zu entziehen. An den Gräbern der einfachen und armen Menschen standen allenfalls hölzerne Kreuze, die freilich nur wenige Jahre überdauerten. Für die sich allmählich ausbildende Mittelschicht waren lange Zeit eiserne Grabkreuze die erste Wahl, weil sie nicht so teuer wie Steinmetzarbeiten aber viel haltbarer als Holzkreuze waren – und auch wiederverwendet werden konnten.
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