Die Waffen der Frau
Elvira Bach in der Galerie im Unteren Schloss Pähl
Unter dem Ausstellungstitel „von mir aus“ zeigt die Galerie im Unteren Schloss Pähl Bilder, Papierarbeiten und Objekte vonElvira Bach aus den frühen 80er Jahren bis in die Gegenwart.
Die aktuelle Ausstellung überzeugt sowohl durch die malerische Qualität der Bilder als auch durch die Konsequenz, mit der die Künstlerin ihre Themen verfolgt und weiterentwickelt. Im Mittelpunkt ihrer Kunst steht meist sie selbst, die vielfältigen Rollen im Leben als Frau und Künstlerin. So geht es in den Bildern zugleich um Weiblichkeit und Emanzipation, um Verpflichtungen und Freiheit und letztendlich auch um Lust und Ängste. Ihre Bilder berühren immer wieder von Neuem, und das sicherlich nicht nur die Betrachterinnen, sondern auch die männlichen Betrachter.
Der direkte, scharfe Blick fesselt
Es ist die Unmittelbarkeit, mit der uns die Frauenbildnisse in ihren Bann ziehen. Da fesselt der direkte, scharfe Blick aus den zu breiten Schlitzen geformten Augen. Die starken Konturen erinnern an Max Beckmann, die kräftige Farbigkeit der nass in nass gemalten Farbflächen auch an die Expressionisten bis zu Henry Matisse. Elvira Bach gehört zu den einstigen „Jungen Wilden“ in Berlin, deren Malerei in den 80er Jahren in Anlehnung an die Kunst der französischen „Fauves“, der sogenannten „Wilden“, so bezeichnet wurde. Die Künstlerin, Jahrgang 1951, studierte von 1972 bis 1979 Malerei an der West-Berliner Hochschule der Künste zusammen mit Rainer Fetting, Helmut Middendorf und Salomé. Der Durchbruch gelang ihr 1982 auf der documenta in Kassel. Ihr kraftvoller, großer Malgestus und die starke Farbigkeit ihrer Bilder sind noch heute unverwechselbar. Der Unmittelbarkeit und Direktheit ihrer Figuren kann man sich nicht entziehen. Das mag auch daran liegen, dass Elvira Bach immer wieder das pralle Leben thematisiert. Dass sie das heute auch mit einer gewissen Ironie tut, macht ihre Malerei umso spannender.
Auf den ersten Blick sind es wirklich starke Frauen, die uns hier mit uns selbst konfrontieren. Doch scheint auch viel Maskerade im Spiel zu sein, wenn sich die Frauen, und meist ist es die Malerin selbst, mit allen möglichen Dingen bewaffnen. Da sind nicht nur die scharfen roten Fingernägel oder spitzen Absätze der Schuhe, mit denen in allen Variationen gespielt wird. Auch die Zigarette, der Lippenstift oder das Weinglas, die demonstrativ vor den Betrachter gehalten werden, schaffen Coolness und Distanz. Zu einem zynisch-humorvollen Spiel wird die Thematisierung der Hausfrauenrolle, die Elvira Bach mit der Künstlerinnen- und Frauenrolle konfrontiert. Zugespitzt findet sich diese Thematik in der Spargelschälerin, der eine Reihe von sieben kleinformatiger Papierarbeiten zum Thema Spargel gegenüber gehängt ist. Spargel gilt ja bekanntlich als Aphrodisiakum. Das liegt vermutlich an seiner phallusartigen Form, die hier in den Bildern in allen Variationen ausgereizt wird. Das Messer allerdings wirkt, im Kontext von Haltung und Blick der Spargelschälerin, als ziemlich bedrohliches Werkzeug. Da passiert allerhand auch im Kopf des Betrachters.
Die persönlichsten Waffen der Malerin sind wohl die Pinsel, die sie in einem Bildnis wie einen Fächer vor sich hält. Faszinierend an den Frauenbildern ist die Synthese aus Weiblichkeit und Emanzipation, aus Stärke und Verletzbarkeit, aus Kraft und Zärtlichkeit. Je nach eigener Verfassung treten diese Eigenschaften in jedem von uns mehr oder weniger hervor und stellen keinen Widerspruch dar. Seit nunmehr dreißig Jahren malt Elvira Bach ihre großformatigen Frauenbildnisse, die durch den zupackenden Malgestus, die überbordende Farbigkeit und hypnotische Direktheit einen unbändigen Lebenswillen zeigen, der alle Facetten des Menschseins widerspiegelt. Ihre Bilder thematisieren das Leben und die Ambivalenzen des Frauseins gleichermaßen. Man muss es als Glücksfall bezeichnen, dass es engagierte Galerien gibt, die diese Kunst zu uns bringen.
Termine Die Ausstellung „Elvira Bach - von mir aus“ ist bis zum 26. Mai zu sehen. Geöffnet ist die Galerie im Unteren Schloss in Pähl, Ammerseestraße 6, Freitag und Samstag 14-18 Uhr, Sonntag 11-18 Uhr (www.galerie-im-unteren-schloss.de).
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