Ein bisschen alter D-Zug
Der 2. Juni 1991 markiert den Aufbruch der deutschen Eisenbahn ins neue Jahrtausend. Doch er ist nur teilweise gelungen.
Diese drei Buchstaben verhießen vor 20 Jahren Zukunft: I C E. Nach Frankreich und Japan war Deutschland das dritte Land, das im Schienenverkehr auf hohe Geschwindigkeiten setzte, um die damalige Bundesbahn wieder konkurrenzfähiger zu machen. Dies ist wenigstens teilweise gelungen. Den weiteren Siegeszug von Auto und Flugzeug hat der IntercityExpress (ICE) nicht aufhalten können.
Dennoch markiert der 2. Juni 1991 den Aufbruch der deutschen Eisenbahn ins neue Jahrtausend. Der ICE ist das Rückgrat des Fernverkehrs der Bahn AG geworden, so wie es damals gewünscht und geplant war. Mit dem Hochgeschwindigkeitszug – und dem schrittweisen Ausbau des Schienennetzes – rückten wirtschaftliche Zentren enger zusammen. Er ist längst auch ein grenzüberschreitendes europäisches Verkehrsmittel.
Als Aushängeschild stellt der ICE zugleich aber ein Barometer für den Zustand des Bahnkonzerns dar. Die Katastrophe von Eschede an diesem Freitag vor 13 Jahren oder die Kette peinlicher Pannen von defekten Klimaanlagen bis hin zu den massiven Achsproblemen, als ein großer Teil der Züge plötzlich in die Werkstatt musste, kratzten gewaltig an dessen Image.
Das Handicap des ICE im Vergleich zu seinem französischen Konkurrenten TGV ist das immer noch lückenhafte Hochgeschwindigkeitsnetz. Zwischen Ingolstadt und Nürnberg, Frankfurt und Köln ist er wie auf allen Neubautrassen konkurrenzlos schnell. Auf anderen Strecken – beispielhaft sei nur Augsburg–Stuttgart genannt – ist die Zeit aber stehen geblieben und der ICE heute noch fast genauso langsam wie ein alter D-Zug, obwohl es auch vor 20 Jahren schon Pläne für eine neue, politisch aber umstrittene Trasse gab. Insofern ist der Aufbruch ins neue Jahrtausend nur teilweise gelungen.
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