Wirtschaft ist brutal
Die heimische Druckmaschinenbranche erlebt die schlimmsten Monate seit Jahrzehnten.
Die deutsche Autoindustrie feiert das beste Jahr aller Zeiten. Nach der Finanzmarktkrise wurde sie mit Abwrackprämien aufgepäppelt. Autos sind schließlich das liebste Spielzeug der Deutschen. Die heimische Druckmaschinenbranche erlebt die schlimmsten Monate seit Jahrzehnten. Während der Weltmarktführer Heidelberger Druck in den Genuss wettbewerbsverzerrender Subventionen kam, musste sich der Konkurrent Manroland alleine durchkämpfen.
Wirtschaft ist brutal. Für die 2400 Manroland-Beschäftigten in Augsburg ist das kein Trost. Sie sind verzweifelt. Manche packt sicher zu Recht die Wut, zumal der größte Anteilseigner, die Allianz-Tochter ACP, nicht bereit war, ohne einen neuen Investor weiteres Geld zu gewähren. Wenn Manroland kaputtgeht, liegt die Verantwortung auch bei der Allianz und ihrem Spitzenmanager Paul Achleitner, der künftig den Aufsichtsrat der Deutschen Bank lenken will. Die ACP-Verantwortlichen müssen sich fragen lassen, warum sie nicht mehr Geduld hatten, eine tragfähige Lösung für die deutsche Druckindustrie zu finden. Doch diese Strategie des langen Atems ist in der Welt der börsennotierten Konzerne abhandengekommen. Beteiligungsgesellschaften wie ACP wollen nach einigen Jahren aus Investments aussteigen. „Exit“ nennt man das eiskalt auf Neudeutsch. Dabei stecken hinter den drei Buchstaben ACP Gelder vieler Deutscher, die eine Lebensversicherung haben.
Wirtschaft ist brutal. Die Beschäftigten in Augsburg können dennoch hoffen. Es gibt langfristig orientierte Investoren. Oft sind es Mittelständler oder Stiftungen, die nicht nur an hohe Rendite denken.
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