Biogas aus Biogras
Landwirt Jürgen Guggemos füttert seine Biogasanlage versuchsweise mit ungarischem „Szarvasi-Gras“
Unterallgäu/Dorschhausen Mais soweit das Auge reicht. Dazwischen ein Feld, auf dem Landwirt Jürgen Guggemos „Szarvasi-Gras“ gesät hat. Die Rede ist von einer neuen, aus Ungarn stammenden Energiepflanze, die von Experten als „Sensation für Biogasler“ und „an Nährstoffen und Eiweiß reiches Grünfutter“ angepriesen wird.
Auf Anraten von „renergie Allgäu“ in Kempten, einem Verein zur Förderung regenerativer Energien, hat Guggemos auf 22 Hektar Ackerfläche 22 Kilo Saatgut des Riesen-Weizengrases ausgebracht. Nur ein Versuch soll es sein. „Wenn die neue Energiequelle kräftig sprudelt und auch wirtschaftliches Wachstum bringt, wird es dabei nicht bleiben“, macht der Bauer deutlich. Doch erst einmal will er mit dem „neuen Futter“ für seine Biogasanlage Erfahrungen sammeln.
Die Pflanzen werden bis zu 2,50 Meter hoch
Noch nehmen sich die grünen Halme des „Szarvasi-Grases“ auf dem Testfeld neben ihren Nachbarn, den gerade Kolben bildenden Maispflanzen recht winzig aus. Doch das soll sich schon bald ändern. Einmal erwachsen geworden, können sie mit 2,50 Metern Höhe durchaus mit dem Mais konkurrieren. Bei einer Info-Veranstaltung vor Ort wog Richard Mair, der erste Vorsitzende von „renergie Allgäu“ im Beisein von 60 interessierten Landwirten aus der Region die Vor- und Nachteile des Anbaues von „Szarvasi“ gegeneinander ab.
Das Energiegras sieht der Experte als optimale Alternative zu Mais. Die Pflanze sei absolut winterhart und auch resistent gegen Trockenheit. Diese Vorzüge weiß der Dorschhausener Landwirt sehr zu schätzen. „Auf meinen zähen Lehmböden gedeiht Mais nicht besonders gut“, begründet er das „Schnüren des alternativen Energiebündels“.
Die Ausbeute soll deutlich größer sein als bei Mais
Was Guggemos noch reizt: „Man muss nur einmal aussähen und kann zehn Jahre lang im Frühsommer und im Herbst schneiden“. Dass er beim „Füttern“ seiner Biogasanlage viel Geld spart, ist für den Agrarler ein willkommener Nebeneffekt. Mehrjährig wachsendes Riesen-Weizengras hat bei wissenschaftlichen Untersuchungen des landwirtschaftlichen Bildungszentrums in Triesdorf erstaunliche Methangaserträge gebracht. „Über 30 Prozent Ausbeute mehr als bei Mais“, behaupten die Fachleute.
Diese Angaben sieht „renergie Allgäu“ eher skeptisch. „Das muss hinsichtlich Bodenbearbeitung und anderer Techniken betriebswirtschaftlich noch abgeklärt werden“, wiegelt Vorsitzender Mair ab und schüttet in das Glas der Euphorie um das neue Ungarn-Gras einen Wermutstropfen. „Im ersten Anbaujahr müssen sich die Landwirte gegenüber Mais auf bis 75 Prozent Ertragseinbußen einstellen“, gibt er zu bedenken. Erst in der Folgezeit sei mit guten Ernteergebnissen des ungarischen Ackergrases zu rechnen.
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