Die Dialektspielerin
Sybille Dörner begeistert im Filmhaus Türkheim mal in bayerischer, mal in norddeutscher Mundart
Türkheim Wer ist dieser Robert T. Odeman, den sich Sybille Dörner für ihre Lesung im Kino Türkheim ausgesucht hatte? Wo kam er her, wo und wie lebte er? Wie kam es, dass er so köstlich frische und freche Texte verfasste, dass die Gäste im Kino Türkheim immer wieder laut lachen mussten?
Das lag jedoch nicht nur an den humorvollen Gedichten selbst. Es war auch das schauspielerische Talent von Sybille Dörner. In dem Gedicht „Ein Würstchen-Drama“ schlüpfte sie in die Rolle eines „Regensburger Würstchens“, und sprach natürlich Bayrisch. Als Seemann Hein berichtete sie von der „kleinen Jenny Köhler aus Bremen“, selbstverständlich im norddeutschen „Snack“.
Bei dieser Kooperationsveranstaltung vom Filmhaus Huber und dem Förderkreis Türkheim spielte zu allen herzerfrischenden Geschichten Markus Felser die jeweils passenden Stücke am E-Piano. Einige wurden kurz angerissen, andere kamen voll zur Geltung, so wie der „Türkische Marsch“ („Rondo alla turca“), der dritte Satz aus der Klaviersonate KV 331 von Wolfgang Amadeus Mozart. Von den Elementen klassischer Musik wie der Zauberflöte, Schlagern aus den 1920er Jahren bis zum Jazz war die Bandbreite der musikalischen Umrahmung der Lesung. Es blieben keine Wünsche offen.
Apropos Wünsche: Die hatte ein „grantig Jüngferlein“ im Alter von 55 Jahren. Eine Fee wollte ihr Trost spenden und gab drei Wünsche frei. Der erste Wunsch, ein Blankoscheck, der zweite Schönheit, der dritte war fatal. Die Jungfer wollte ihren Kater als lebendigen Mann. Doch am Ende: Der Bursche sagte: „Meinetwegen, jedoch es wird kein reines Glück. Wohl kann ich an die Brust dich pressen, doch das ist alles was passiert. Ich wurd’, das hast du wohl vergessen, auf deinen eignen Wunsch kastriert!“
Und wie war das mit dem Regenwurm, der sich in einen „anderen“ verliebte? „Ja, ich sehe, die Liebe macht tatsächlich blind, denn dieser Unsinn füllt schon Bände, du bist des Wahnsinns Beute, Kind, denn ich bin doch dein andres Ende.“ Davon konnte der Hein aus Bremen auch so ein Lied singen. Er fand die Jenny reinlich, nicht kleinlich, herrlich modelliert: „Alle Chargen, alle Ränge, haben das schon ausprobiert.“ Doch als sie ihn ehelichen wollte, ging er lieber wieder zur See. Nach sieben Jahren sehnt er sich nach Haus und Herd. Und die Jenny? „… die hieß jetzt Binder, und um sie rum fünf niedliche Kinder, nicht sehr reinlich, augenscheinlich kommt das sechste wohl auch bald. Hein stand da, die Kiemen offen. Ganz bleich ist er zurückgeprallt. Und dann war er drei Tage lang besoffen.“
Mit dem „Saufen“ hatte es die kleine Kirchenmaus eigentlich so gar nicht, bis sie eines Tages eine Cognacbohne fand. Sie rächte sich am Küster, der ihre Eltern und Geschwister gefangen hatte. Beschwipst, wie sie war, gab es ein ganz eigenes Orgelkonzert. Der Pastor rief: „Blasphemie, das hat ein Nachspiel noch, mein Lieber, Sie sind besoffen, gehen Sie!“
Die Gäste im Kino gingen erst nach heftigem Applaus und mehreren Zugaben beider Künstler nach Hause – natürlich lachend.
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