Ulm: Räume räumen

VonMarcus Golling

Ben Willikens wurde mit seinen menschenleeren Architekturbildern weltweit bekannt. Doch seine Retrospektive in der Kunsthalle Weishaupt zeigt, dass sein Werk auch andere Facetten hat.

Leonardo da Vincis Abendmahl ist eine Ikone der Kunstgeschichte. Ben Willikens’ ab 1977 entstandene Versionen des Motivs sind so etwas wie Ikonen der postmodernen Malerei: Jesus, die Jünger, die Speisen sind weg, es bleibt nur der farblose, kahle Raum – eine „naturferne, menschenleere, entgöttlichte Situation“, nennt es Götz Adriani, langjähriger Leiter der Kunsthalle Tübingen. hat für die Kunsthalle Weishaupt in Ulms Neuer Mitte die Ausstellung „Die Anmaßung der Räume und Orte“ kuratiert, die Werke aus fünf Jahrzehnten zeigt. Und dabei zeigt, dass die Leere in den Bildern des inzwischen 77-jährigen Malers eine überraschende Fülle von Bedeutungen anbietet.

Rund 80 Arbeiten umfasst die Ausstellung, die am morgigen Sonntag eröffnet wird. Der Großteil davon stammt aus der Sammlung von Siegfried und Jutta Weishaupt. Die Familie pflegt seit langem ein enges Verhältnis zu dem Stuttgarter Künstler, was sich zuletzt in einer öffentlichkeitswirksamen Zusammenarbeit äußerte: Die Firma Weishaupt stiftete das „Leipziger Firmament“, ein 460 Quadratmeter großes Deckengemälde, das Willikens 2004 für das Museum der bildenden Künste in seiner Geburtsstadt schuf und das er eine „visuelle Enzyklopädie“ seines Gesamtwerks nannte.

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