Szenen einer vergifteten Ehe
Mutter und Vater trauern im Podium um den Sohn – und ihre Beziehung. Das bewegt
Wie viele Gesichter kann ein Schauspieler innerhalb von 75 Minuten zeigen? Wie viele Emotionen in einem einzigen Stück glaubwürdig ausdrücken? Genial gespielt und großartig auf die Bühne gebracht, geht Ute Rauwalds Inszenierung „Gift. Eine Ehegeschichte“ im Podium des Theaters Ulm dem Publikum unter die Haut. Auf selten in solcher Dichte gesehene Weise nutzen Tini Prüfert und Fabian Gröver die Nähe zwischen Schauspieler und Zuschauer, die das Podium bietet. Die Begegnung zweier Menschen, die einst Liebe verband und die an der Trauer um das tödlich verunglückte einzige Kind Jacob scheiterten, lotet die Tiefen menschlichen Tuns und Empfindens aus.
An jenem Silvesterabend 2005 hielt er es nicht mehr aus. Jenes Silvester nach dem Tod des einzigen Sohnes Jacob, der auf der Straße von einem Auto überfahren wurde. Maschinen erhielten ihn am Leben. Neun Minuten überlebte das Kind deren Abschalten. Der Mann trauert um das geliebte Kind. Doch er trauert anders als seine Frau, die sich an ihr Leiden klammert und sich unerreichbar macht, so sehr, dass der Mann Angst hat, sie schlagen zu wollen, nur um ihr im physischen Schmerz bewusst zu machen, dass sie sich gegen jedes Spüren eingemauert hat. Irgendwann trauert der Mann um das Lächeln der Frau. Um die Liebe, die sie verband. Um das Leben. 19 Uhr und zehn Minuten war es am Silvesterabend 2005, als der Mann seine Koffer gepackt hatte und ging. Seine Frau hielt ihn nicht auf.
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