Wenn s’ Buzale im Kripple liegt
Kultveranstaltung mit schwäbischem Dialekt und umrahmt von Bach, Mozart und Schubert
Roggenburg „Ohne Hemadle liegt’s Buzale im Kripple. Isch des alles, was d’ Welt für ihran Heiland übrig hat?“ Auch Nichtschwaben lief ein kleiner Schauer über den Rücken, als der Urschwabe und Bezirkspräsident a. D. Dr. Georg Simnacher in der Roggenburger Klosterkirche die legendäre „Schwäbische Weihnacht“ von Arthur Maximilan Miller zusammen mit einem vorzüglichen Musikensemble zur beseelten Kultveranstaltung machte. Umrahmt von virtuosen Solisten und einem kongenialen Frauenchor wurde die schwäbische Weihnacht mit Mozart, Bach, Schubert und strahlenden Chorälen zu jenem himmlischen Ereignis, das in einer einzigen Nacht die Welt veränderte.
„Gott isch a Mensch worra“, flüsterten Millers schwäbische Hirten vor über 2000 Jahren einander verwundert zu. Das Wunder leuchtet bis heute und wärmte auch die Herzen in der kalten Klosterkirche. Der 79-jährige, szenisch interpretierende Simnacher und die 13-jährige Bundessiegerin an der Harfe, Lea Maria Löffler, unterstrichen den künstlerisch-anspruchsvollen Bogen, der diese Veranstaltung auszeichnete. Musikdirektor Bernhard Löffler, Chefdirigent der niederbayerischen Kammerphilharmonie, hatte seinen vielfach ausgezeichneten Frauenchor „Corda Vocale“ mitgebracht, die Opern- und Konzertsopranistin und Dozentin der Universität Augsburg, Ingrid Fraunholz, brillierte mit Schuberts „Ave Maria“, der international bekannte Thomas Seitz verkündete mit seiner strahlenden Trompete „Es ist ein Ros entsprungen“ und Klassikgitarrist Michael Distler, Mitglied des profunden Duos „Bachiana“, erzählte mit Bachs „Präludium“ die Weihnachtsgeschichte mit solistischer Bravour.
„Erwachat doch ihr Buaba und fürchtat euch doch net, es isch a groaßa Sach passiert“, ruft der alte Hirte Hannes den Hirten auf dem Felde zu. Die heilige Familie ist komplett, Christus ist geboren, „es wead doch net waur sei, dr Himml schwellt vor Steara“, staunen die Hirten, die ersten Zeugen von Bethlehem.
Wie es sich für eine schwäbische Weihnacht gehört, war der fleißige Josef nicht unbeteiligt am himmlischen Glück. Er hatte schon vorsorglich immer mal wieder in seiner Schreinerei in Nazareth einen Kreuzer in „a Krüagle nei gworfa“. Als es dann soweit war und er mit seiner schwangeren Maria nach Bethlehem zur Volkszählung hinauf musste, hatte er genug gespart, um einen Esel zu kaufen, auf dem Maria mit ihm die wohl berühmteste Reise der Weltgeschichte antreten konnte. „Gott isch a Mensch worra“ – die Botschaft berührte die Menschen in der Klosterkirche wie die Hirten vor 2000 Jahren.
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