Wie der Spargel zu uns kam
Seit 2500 Jahren ist das edle Gemüse in Europa bekannt. In unseren Landkreis kam es dagegen erst vor einem Jahrhundert. Schnell machten die Stangen Karriere – trotz mancher Schwierigkeiten
Wer hätte das gedacht: Die Wurzel des berühmten Schrobenhausener Spargels ist der Zufall. Denn hätte es den Rheinhessen Christian Schadt 1912 auf der Suche nach neuen Absatzmärkten für sein edles Gemüse nicht in die Schrobenhausener Gegend verschlagen, wer wüsste schon, ob die Landwirte in der Region heute nicht nur braune Knollen ernten würden anstatt weißer Stangen. Doch Schadt kam nach Schrobenhausen und fand dort genau das vor, wovon er geträumt hatte: einen lockeren, lehmigen Sandboden, der sich im Frühjahr schnell erwärmt. Kurzum: perfekte Bedingungen für den Anbau von Spargel. Aber wie gelangte das weiße Gold überhaupt nach Europa und wie verbreitete es sich in unserem Landkreis?
Das Europäische Spargelmuseum in Schrobenhausen ist für solche Fragen ein guter Ratgeber. Ein Kurzfilm gibt einen ersten Überblick. Demnach erreichte vor 2500 Jahren Spargel von Vorderasien zuerst die Küsten Griechenlands und verbreitete sich dann über Italien bis hinauf nach Germanien. Das Gemüse wurde in dieser Zeit als Heilmittel und Delikatesse gerühmt. Bis das Römische Reich unterging und die Pflanze in Vergessenheit geriet. Erst im Hochmittelalter tauchten die weißen Stangen wieder auf – in abgelegenen Klostergärten und in geheimnisvollen Kräuterbüchern. Das Gemüse habe eine „blutreinigende und harntreibende Wirkung“, wollten Bader wissen. Sie machten den Spargel in Europa erneut bekannt. Doch auf den Teller kam das Gemüse erst wieder im 16. Jahrhundert: zuerst an den großen europäischen Höfen von London und Paris, dann auch in Deutschland. Im 19. Jahrhundert stieg die Nachfrage nach den Stangen stark an. Die Spargelfelder wuchsen und wuchsen. Und Schrobenhausen? Lebte als bayerische Provinzstadt vor sich hin. Mit dem weißen Gold hatte es nicht viel zu tun. Erst in den 1850er-Jahren gibt es einen ersten Hinweis auf Spargelanbau. Wie Andrea Steinborn vom Spargelmuseum erzählt, habe der Graf von Sandizell demnach die herrschaftliche Küche Münchens mit dem Gemüse beliefert. Dann kam Christian Schadt. Der Spargelanbau war eine mühsame Arbeit. Ein Modell im Museum verdeutlicht das: Ein Bauer steht da mit Pferden und Pflug und bearbeitet das Feld. Eine Frau bückt sich über ein Ackerbeet. Wie Steinborn berichtet, seien früher erst im dritten Jahr die ersten Stangen gestochen und verkauft worden. Erst im vierten Jahr konnte man die kompletten sieben Wochen lang ernten. Nach acht Jahren war die Pflanze dann erschöpft. Über eine Generation lang war an Ernte nicht mehr zu denken. Dann ging der Kreislauf von Neuem los. Schadt wusste, worauf er sich einließ, denn: „Schon sein Vater ist Spargelbauer gewesen“, berichtet Steinborn. In Schrobenhausen versuchte der Mann sein Glück schließlich ohne väterliche Hilfe. Noch 1912 kaufte er den Oberhaidhof, im Jahr darauf begann er, Spargel anzubauen. 1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Kartoffeln waren nun wichtiger als sein Produkt. Noch bevor der feldmäßige Anbau des Gemüses in Schrobenhausen so richtig begonnen hatte, war seine Zukunft stark bedroht. Doch Schadts Spargel überlebte. Er wurde sogar so erfolgreich, dass in den 1920er- und 30er-Jahren auch andere regionale Betriebe anfingen, das weiße Gemüse zu züchten. Es dauerte aber weitere 20 Jahre, bis sich die Stangen in der ganzen Region durchsetzten. Auch dank einiger Erleichterungen für die Bauern. „Traktoren ersetzten Pferde, Folien zähmten die Natur“, erzählt die Museumsführerin. Die Stechmethode sei jedoch gleich geblieben: So schwärmen noch immer jeden Frühling Spargelhelfer mit Stechmesser, Glättkelle und Korb auf die Felder, um die frischesten Stangen zu ernten.
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen. Wenn Sie bereits PLUS+ Abonnent sind, .
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen.
Die Diskussion ist geschlossen.