Der bunte Hund Georg Ringsgwandl als Schirmherr
Die AWO probiert mal etwas Neues: Georg Ringsgwandl als Werbe-Ikone. Wie geht denn das? Nun ja, seine Schrägheit ist irgendwie gradlinig. Und dann passt es doch irgendwie ...
Die in ihrer Öffentlichkeitsarbeit nicht als Vorreiterin des Marketings bekannte Arbeiterwohlfahrt, kurz AWO, probiert mal etwas Neues: Sie hat den Kabarettisten, Musiker und Autoren Georg Ringsgwandl sozusagen als Galionsfigur verpflichtet.
Den mit Sicherheit schrägsten und schillerndsten Ex-Oberarzt Deutschlands kann man sich auf den ersten Blick als alles Mögliche vorstellen, aber als Werbe-Ikone? Der gebürtige Reichenhaller sei ein Meister der vertonten Sozialkritik, erklärte die bayerische AWO – und bestimmte den früheren Kardiologen am Garmischer Krankenhaus zu ihrem Schirmherrn für die derzeitige Aktionswoche „Echtes Engagement. Echte Vielfalt. Echt AWO“. Der Landesvorsitzende Thomas Beyer und Ringsgwandl stellten unter anderem gemeinsam den Atlas „Soziale Ausgrenzung in Bayern 2015“ und die Agenda „Soziale Inklusion in Bayern“ der Arbeiterwohlfahrt vor.
Wenn man länger darüber nachdenkt, macht Ringsgwandls Engagement durchaus Sinn. Denn er hat sich wie nur wenige andere in Bayern auch künstlerisch mit sozialen Themen auseinandergesetzt. Er fällt zudem auf wie ein bunter Hund und nimmt kein Blatt vor den Mund.
Das Provozieren ist ihm eine Lust
Darüber hinaus bürstet der Oberbayer in seinem Schaffen gerne gegen den Strich. Der Spiegel beispielsweise charakterisierte ihn einmal mit folgendem Satz: „Das Schrägste an Georg Ringsgwandl ist seine Gradlinigkeit.“ Dessen Konzerte sind immer noch abgedrehte Vorstellungen, inzwischen aber auch musikalisch reife Programme. Inhaltlich muss man ihn nicht immer witzig finden, das Provozieren ist ihm eine Lust: Solange beispielsweise die Spaßgesellschaft regierte, ätzte er unter anderem gegen dämliche Handy-Gespräche, Kaffeefahrten, Fußball als Trinkersport. Später, da eine neue Bürgerelite ernsthaft Bildung, Führung und Verantwortung reklamiert, schwärmt der Berufsanarchist von der „Mörderfrau“ mit den „Wahnsinnstitten“. Fast liebevoll höhnt er darüber, dass beim Nachbarn „im Wohnzimmer koana neigeh wui, / do ham sie nämlich ’s Klo drin, / des ghärt so im Feng Shui“.
Ringsgwandls künstlerisches Schaffen wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bayerischen Kabarettpreis. Für „Papst gsehng“ und „Nix mitnehma“ erhielt er den Jahrespreis der Liederbestenliste. Das Album „Gache Wurzn“ wurde mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.
Abseits der Bühne mag es der Herr Doktor ruhiger. Der Vater von drei Töchtern lebt mit seiner Frau in Seehausen am Staffelsee und München-Sendling. Nach dem Abschied von der Bühne kann er sich vorstellen, einen eigenen japanischen Garten anzulegen.
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