Der lange Todeskampf des Joseph Wood
Dem verurteilten Mörder wird in Arizona ein Gift-Cocktail gespritzt. Doch erst nach knapp zwei Stunden ist er gestorben. Die Probleme bei Hinrichtungen häufen sich.
In den USA ist es bei einer Hinrichtung mit Gift erneut zu Problemen gekommen. Ein Doppelmörder im Bundesstaat Arizona lebte Augenzeugen zufolge am späten Mittwoch (Ortszeit) noch knapp zwei Stunden nach den tödlichen Spritzen und rang den größten Teil dieser Zeit nach Luft. Die republikanische Gouverneurin Jan Brewer hat deshalb eine Überprüfung angeordnet, bestritt aber, dass der Verurteilte gelitten habe.
Normalerweise hätte die Hinrichtung insgesamt nicht länger als eine Viertelstunde dauern sollen, aber der 55-jährige Joseph Rudolph Wood starb nicht wie vorgesehen. „Er schnappte nach Luft wie ein Fisch an Land“, berichtete Michael Kiefer, der für die Zeitung Arizona Republic als Augenzeuge dabei war. „Es war ein Tod durch Atemstillstand. Und er dauerte eineinhalb Stunden.“ Offiziellen Angaben zufolge wurde Wood um 15.49 Uhr für tot erklärt, eine Stunde und 57 Minuten nach Beginn der Hinrichtung.
„Ich habe eine Reihe von Hinrichtungen erlebt“, erklärte einer von Woods Anwälten. „Und so etwas habe ich noch nie gesehen.“ Augenzeugen hätten schon wenige Minuten nach der Spritze beobachten können, dass etwas nicht stimme, so Dale Baich. „Der Staat Arizona hat heute ein gescheitertes Experiment durchgeführt.“ Wood soll noch mehr als 600-mal nach Luft geschnappt haben. Als sich die Hinrichtung in die Länge zog, hatten seine Anwälte bei mehreren Gerichten Eilanträge eingereicht, um sie zu stoppen – ohne Erfolg. Wood war 1991 für schuldig befunden worden, 1989 seine Ex-Freundin und deren Vater ermordet zu haben.
Die USA haben Probleme, die tödlichen Substanzen zu beschaffen
Der achte Zusatzartikel der US-Verfassung verbietet ungewöhnliche und grausame Strafen. Darüber, ob Woods Hinrichtung grausam war und ob er gelitten hat, gehen die Meinungen allerdings auseinander. Der betreuende Arzt erklärte etwa, Wood sei durchweg bewusstlos gewesen. Kritiker der Todesstrafe verwiesen darauf, dass erst im Januar ein Todeskandidat in Ohio fortgesetzt nach Luft geschnappt habe.
Auch ihm wurde der nun in Arizona verwendete Gift-Cocktail aus dem Schmerzmittel Hydromorphon und dem Medikament Midazolam, mit dem Patienten vor Operationen beruhigt werden, verabreicht. Er starb nach 25 Minuten. In den USA war der Gift-Cocktail erstmals in Ohio eingesetzt worden. Noch am Tag vor seiner Hinrichtung hatte der Oberste Gerichtshof eine Forderung Woods nach mehr Informationen zu dem bislang kaum verwendeten Gift abgelehnt. Und vor drei Monaten hatte im Bundesstaat Oklahoma ein Todeskandidat offensichtlich Qualen gelitten, bevor er an Herzversagen starb. Ein falsch gelegter Katheter soll die Ursache gewesen sein.
Die USA haben zunehmend Probleme, die benötigten tödlichen Substanzen für die Giftspritzen zu beschaffen – und greifen deshalb zu nicht zugelassenen oder ausreichend getesteten Stoffen. Das lang verwendete Narkosemittel Natrium-Thiopental ist kaum mehr erhältlich, weil EU-Firmen es aus Menschenrechtsgründen nicht mehr in die USA liefern dürfen. Seit 2011 beschränkt die EU die Ausfuhr von Arzneistoffen, die in höherer Dosierung für Hinrichtungen verwendet werden können. Die EU kritisierte gestern die Hinrichtung von Wood und forderte den Bundesstaat Arizona zu einem Exekutionsstopp auf.
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