Reisen: Deutsche Airlines wollen Telefonieren weiter verbieten - zum Glück!

Es gibt kaum schönere Zustände als Ruhe. Wie herrlich ist es, allein in einem der wenigen Sechser-Abteile der Bahn zu sitzen, in einem Buch versunken, durch eine Türe abgetrennt vom Dauer-Geplappere der handygeschwätzigen Flatratezeit.

Selbst in den Ruhezonen der Züge mit rot durchgestrichenen Mobiltelefonen an den Wänden und unübersehbaren „Psst“-Zeichen wollen die bedeutungsvollen Smartphone-Bekenntnisse nicht verstummen: „Wir sind losgefahren, draußen regnet es. Wir haben Wurstsemmeln und Bier dabei.“ Oder ins Private gehend: „Schatz, so geht das nicht weiter. Immer sagst du ... Nichts passiert ...“ Ruhe und Bahn – das funktioniert nur selten.

Die Bestseller-Autorin Donna Leon hätte es schwer, dort Texte zu verfassen. Denn zum Schreiben ihrer „Commissario Brunetti“-Krimis brauche sie vor allem Ruhe, verriet die Autorin aus Anlass ihres 72. Geburtstages am Sonntag. So sagte sie: „Ich muss allein sein, völlig ungestört. Schreiben könnte ich sogar in einer Telefonzelle in Pakistan.“ Im Großraumwagen eines ICE mag einen die Sehnsucht nach den deutsch-gelben Telefonhäuschenzeiten befallen. Tür zu, alles gut! Ein Stück Privatheit für ein paar Zehn-Pfennig-Münzen. Das bleibt einem in Dauer-Brabbel-Zügen verwehrt.

Insofern muss man der Lufthansa und den meisten anderen Airlines dankbar sein, dass sie auch künftig das Telefonieren über den Wolken nicht erlauben wollen. Und das, obwohl die Europäische Aufsichtsbehörde für Flugsicherheit eine Richtlinie erlassen hat, nach der es grundsätzlich gestattet ist, mit Smartphones über den Wolken online zu gehen und zu telefonieren.

Letzteres käme einer Vorhölle gleich, nicht nur eng eingepfercht zu sitzen, sondern auch all die Bekundungen an die auf der Erde Gebliebenen zu erfahren: „Wir trinken Tomatensaft. Draußen sind Wolken.“ Was für ein Glück: Nicht nur Donna Leon kann hoch oben weiter schreiben. Also: „Psst ...!“