Ein Sommer, wie er früher einmal war
Statt "54, 74, 90, 2010" zählt Deutschland an diesem Wochenende "31, 32, 33, 35 …"! Die Temperaturen klettern auf bis zu 37 Grad. Freude und Gemecker liegen nahe beieinander. Von Kathrin Feulner
Die Zeit von "54, 74, 90, 2010" zur Fußball-WM ist vorbei, spätestens an diesem Wochenende beginnt eine neue Zählweise: "31, 32, 33, 35 …"! Die Anzeige auf dem Thermometer wandert unaufhaltsam nach oben.
Mit 37 Grad soll Aschaffenburg am Samstag Bayerns wärmste Stadt sein, aber auch in unserer Region wird es richtig heiß. Nachts sinkt die Temperatur vielerorts nicht unter 20 Grad, Meteorologen sprechen von Tropennächten.
Und auch alle anderen reden über das Wetter. "So heiß war es doch im Juli noch nie" sagen die einen, "endlich gibt es mal wieder einen richtigen Sommer, so wie früher" die anderen. Fakt ist: Es gab schon immer solche und solche Sommer. "2003 hatten wir einen Jahrhundertsommer, auch 2006 war der Juli extrem heiß", sagt Jens Winninghoff vom Deutschen Wetterdienst (DWD).
Gibt es einen Hitzerekord?
Fraglich bleibt, ob in diesem Jahr der seit fast 60 Jahren bestehende Rekord für die ersten zehn Julitage überboten wird: Am 2. Juli 1952 wurden in Heidelberg 39,5 Grad gemessen. Doch auch 35 Grad reichen für die meisten aus, um über "Affenhitze" zu stöhnen.
Warum eigentlich dieser Ausdruck? Vermutlich ist er vor mehr als 100 Jahren in Berlin entstanden: Damals soll es im Affenhaus des Zoos unerträglich warm gewesen sein. Wie die Tiere damals, so fühlt sich in diesen Tagen wohl manch ein Bewohner einer Dachgeschosswohnung.
Wo Hitze ist, gibt es auch Gewitter. "Zwar ist das Risiko am Wochenende noch gar nicht so hoch," sagt Winninghoff. Vereinzelt könne es jedoch schon am Samstag recht heftige Unwetter mit Starkregen und lokalen Überschwemmungen geben, etwa im Allgäu.
Und das ist nicht die einzige Gefahr, die durch die Hitze droht: Der Deutsche Bauernverband rechnet mit massiven Ernteschäden. Vor allem in Ober- und Niederbayern besteht hohe Waldbrandgefahr. Die Ozonwerte haben vielerorts bereits die kritische Marke von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter überschritten.
Sommer ist Lebensfreude
Einen Grund zum Meckern finden jetzt viele: Gartenbesitzer zum Beispiel schimpfen über das ständige Gießen - freuen sich aber gleichzeitig darüber, dass sie bis spät in der Nacht in der Laube sitzen können. In den Reisebüros der Republik geht es rund: "Sobald die Sonne scheint, packen die Deutschen die Koffer", sagt die Sprecherin des Deutschen Tourismusverbands in Bonn.
An der Nordsee-Küste wird an diesem Wochenende mit einem Besucheransturm gerechnet. Sommer ist Lebensfreude. Auch zum Beginn der neuen Woche ist laut Winninghoff keine Abkühlung in Sicht. Eishersteller und Mineralwasserproduzenten sind glücklich.
Wir sollten uns von ihnen anstecken lassen. Endlich tut die Sonne mal das, wofür sie bestimmt ist: Sie heizt uns kräftig ein. Von Kathrin Feulner
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