Hohe Erwartungen an den neuen Papst
Gläubige erhoffen sich Reformen von Franziskus. Der Vatikan und deutsche Bischöfe gehen allerdings nur von einem langsamen Wandel aus. Erste Auftritte des Kirchenoberhaupts in Rom.
Die Wahl des neuen Papstes Franziskus, seine Herkunft und sein Lebenslauf sowie auch sein erstes öffentliches Auftreten auf dem Petersplatz haben in aller Welt hohe Erwartungen geweckt. Der 76 Jahre alte Argentinier Jorge Mario Bergoglio werde Pomp und Prunk abbauen, höfischen Stil und Protokoll an der römischen Kurie zurückstutzen, hieß es gestern. Gleich am Morgen setzte er solch ein Zeichen: Er ließ sich in einem einfachen Polizeiwagen ohne die übliche Eskorte zum Gebet in die Basilika Santa Maria Maggiore fahren.
Neuer Papst: Die Gläubigen haben Erwartungen
Am Nachmittag feierte Franziskus mit den Kardinälen des Konklaves seine erste heilige Messe als Papst. In der frei gehaltenen Predigt sprach er von dem Weg, auf dem die Menschen unaufhörlich zu Gott unterwegs seien. Ohne die Suche nach Gott sei das Leben wie „Sandburgen von Kindern am Strand“, die in sich zusammenfallen.
Am Dienstag soll Franziskus in sein Amt eingeführt werden. Zu den Feierlichkeiten werden Staats- und Regierungschefs aus aller Welt erwartet, unter ihnen Kanzlerin Angela Merkel und Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner.
Jorge Mario Bergoglio heißt jetzt Franziskus
Franziskus werde für soziale Gerechtigkeit eintreten, den Armen eine Stimme geben, hoffen viele Gläubige. Er werde der Ökumene neue Impulse verleihen und den interreligiösen Dialog intensivieren, hieß es. Wie weit die Neuerungen reichen werden, war am Donnerstag noch vollkommen offen. Das müsse sich in einem langsamen Prozess zeigen, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx betonte, der neue Papst könne nicht in wenigen Wochen alles auf den Kopf stellen.
Dennoch wird erwartet, dass Franziskus Kurie und Vatikanbank reformieren wird. Eine radikale Kehrtwende in gesellschaftlichen Fragen wird es mit ihm wohl eher nicht geben. Franziskus lehnt beispielsweise Homo-Ehen und Abtreibungen generell ab.
Papst und Schattenpapst
Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa sagte unserer Zeitung, er hoffe, dass sich unter Papst Franziskus „der Blick wieder weitet. Wir sind eine Weltkirche“. Themen, die in Deutschland als heiße Themen behandelt werden, spielten in großen Teilen der Kirche keine Rolle. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke sagte, Franziskus „wird sicher bestimmte Themen stärker betonen als Benedikt XVI.“. Er nannte insbesondere den sozialen Bereich, der in Lateinamerika viele Brennpunkte hat. (mit dpa, kna, epd)
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