Im Hotel Mama ist es für viele billiger und angenehmer
Die meisten Eltern wollen ihre Kinder nicht zu lange im Haus haben. Viele Kinder allerdings tun sich damit schwer. Woran das liegt.
Haben Sie heute Ihrem Kind schon Essen gemacht? Oder seine Wäsche gewaschen und gebügelt? Vielleicht sogar das Zimmer einmal durchgesaugt? Ist ja wirklich ein toller Service, den das Elternhaus bietet. Ihn in Anspruch zu nehmen, ist auch völlig legitim, zumindest wenn der Sprössling noch in der Ausbildung steckt. Ab 20 wird es aber langsam kritisch.
Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov finden zwei von drei Deutschen, dass spätestens bis Mitte 20 Schluss sein sollte mit Hotel Mama. Und wenn es schon nicht anders geht, dann sollten sich die Kinder wenigstens an den Kosten beteiligen, die sie verursachen, meinen 83 Prozent der Befragten.
Die Hälfte aller 23-jährigen Männer wohnt noch daheim
Allzu viele Studenten wurden wohl nicht befragt. Sie tun sich besonders schwer mit dem Auszug. Ihre Zahl ist in den vergangenen Jahren um 36 Prozent gestiegen, die der staatliche geförderten Wohnheimplätze aber nur um fünf Prozent. Längere Ausbildungszeiten und Mangel an günstigen Wohnungen sorgen dafür, dass rund die Hälfte aller 23-jährigen Männer in Deutschland noch zu Hause lebt, bei den gleichaltrigen Frauen ist es noch jede Dritte.
Noch extremer sind die Italiener. Sie sind im Schnitt 30 Jahre alt, wenn sie das Elternhaus verlassen. Ähnlich ist es in Spanien. Manchmal bleibt keine andere Wahl. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt in Italien bei rund 40 Prozent, in Spanien sogar bei knapp 50. Vor allem pflegen die südeuropäischen Männer aber ohnehin eine innige Beziehung zu ihrer „Mamma“, in der beide Seiten sich schwertun mit dem Loslassen.
Ein Trainer verpasst für ein Essen mit seiner Mutter das vielleicht entscheidende Spiel
Bestes Beispiel dafür ist Claudio Ranieri. Der italienische Trainer des englischen Sensationsklubs Leicester City hatte angekündigt, das vielleicht entscheidende Spiel des letzten verbliebenen Konkurrenten um die Meisterschaft nicht im Fernsehen zu verfolgen. Der Grund: Er ist mit seiner 96-jährigen Mutter daheim zum Essen verabredet. Das muss Liebe sein.
Die Diskussion ist geschlossen.