Hunderttausende protestieren in Rom gegen die geplante Homo-Ehe
Im katholischen Italien gibt es bisher keine eingetragenen Lebenspartnerschaften für Homosexuelle. Ministerpräsident Renzi will das ändern, stößt aber auf starken Widerstand.
Mehrere hunderttausend Menschen haben in Rom gegen die geplante gesetzliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in Italien demonstriert. Bei einer Großkundgebung im Circus Maximus, dem Gelände der antiken römischen Wagenrennbahn, wandten sie sich am Samstag mit Sprechchören und Transparenten vor allem gegen die im Gesetzentwurf vorgesehene Stiefkind-Adoption.
Italien als letztes EU-Land ohne Homo-Ehe
Die Veranstalter des sogenannten "Family day" (Familientag) sprachen von zwei Millionen Teilnehmern, was allerdings etwa 20 Demonstranten pro Quadratmeter entspräche. Die Tageszeitung "La Stampa" errechnete anhand der verfügbaren Fläche und von Fotos eine Teilnehmerzahl von maximal 300 000. Eine Woche zuvor hatten in rund 100 italienischen Städten die Befürworter des Gesetzes demonstriert.
Italien ist das letzte große westeuropäische Land, in dem es keine eingetragenen Lebenspartnerschaften für Homosexuelle gibt. Sowohl der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte als auch das italienische Verfassungsgericht hatten dies gerügt. Nun sollen gleichgeschlechtliche Partnerschaften unter anderem beim Erbrecht oder bei Renten mit Ehepaaren gleichgestellt werden. Besonders umstritten sind Pläne zur sogenannten Stiefkind-Adoption, die es Homosexuellen ermöglichen soll, die leiblichen Kinder ihres Lebenspartners zu adoptieren.
Katholische Kirche wehrt sich gegen Gesetzentwurf
Der seit vergangenem Donnerstag im italienischen Senat debattierte Gesetzentwurf wird von der katholischen Kirche bekämpft. Er ist auch in der Regierung von Ministerpräsident Matteo Renzi umstritten. Unter den Demonstranten fand sich auch Umweltminister Gian Luca Galletti. Innenminister Angelino Alfano, dessen Ehefrau mitdemonstrierte, teilte auf Twitter mit, dass er die Kundgebung voll unterstütze. Beide Minister gehören kleinen Mitte-Rechts-Parteien an, die mit Renzis sozialdemokratischer PD koalieren.
Renzi hofft, dass der Gesetzentwurf nach einer Zustimmung durch den Senat und der anschließenden Behandlung im Abgeordnetenhaus in einigen Monaten definitiv verabschiedet werden kann. Die rechte Opposition verlangt eine Volksabstimmung. Der stellvertretende PD-Sekretär Lorenzo Guerini bezeichnete die Demonstrationen der Befürworter und der Gegner als "Zeichen lebendiger Demokratie". dpa
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Es gibt Gottseidank noch Leute die normal denken!