Papst prangert bei Philippinen-Besuch soziale Ungleichheit an
Papst Franziskus hat bei seinem besuch auf den Philippinen mal wieder kein Blatt vor den Mund genommen.
Bei seinem Besuch auf den Philippinen hat Papst Franziskus "skandalöse" soziale Ungleichheiten angeprangert. Zudem kritisierte das Oberhaupt der katholischen Kirche die weit verbreitete Korruption in dem südostasiatischen Inselstaat. Die Philippinen stünden "zusammen mit vielen anderen Ländern in Asien" vor der Aufgabe, eine moderne Gesellschaft aufzubauen, die "unsere gottgegebene Menschenwürde und unsere Rechte respektiert", sagte der Papst am Freitag in einer Ansprache im Präsidentenpalast in Manila.
Um den Armen zu helfen, müsse vor allem die Korruption bekämpft werden, forderte Franziskus. Alle Menschen "auf jeder Ebene der Gesellschaft" müssten "jede Form der Korruption" ablehnen. Gerade Politiker müssten besonders ehrlich und integer sein und das Wohlergehen aller im Blick haben.
Papst Franziskus: Fesseln der Ungerechtigkeit und Unterdrückung sprengen
Die "große biblische Tradition" verpflichte "alle Völker" dazu, "auf die Stimme der Armen zu hören", sagte der 78-Jährige, der am Donnerstag von hunderttausenden Anhängern begeistert in Manila empfangen worden war. "Sie verlangt von uns, die Fesseln der Ungerechtigkeit und der Unterdrückung zu sprengen, die zu eklatanten und wirklich skandalösen sozialen Ungleichheiten führen."
Zuvor war der Papst vom philippinischen Präsidenten Benigno Aquino empfangen worden. Aquino hatte die Präsidentschaftswahl 2010 mit dem Versprechen gewonnen, die weit verbreitete Korruption zu bekämpfen. Er ließ unter anderem seine Vorgängerin und mehrere Senatoren wegen Korruptionsvorwürfen festnehmen. Kritiker werfen ihm allerdings vor, nur gegen seine Gegner vorzugehen.
Auf den Philippinen, wo die katholische Kirche über eine glühende Anhängerschaft verfügt, leben rund 25 Millionen Menschen, die von 60 Cent pro Tag oder weniger leben - das ist ein Viertel der Bevölkerung. Rund 80 Prozent der 100 Millionen Einwohner der früheren spanischen Kolonie sind Katholiken. Sie sind für ihre tiefe Gläubigkeit bekannt.
Papst feierte Messe in der Kathedrale von Manila
Nach dem Empfang im Präsidentenpalast feierte Franziskus eine Messe in der Kathedrale von Manila. Am Samstag ist ein Gottesdienst in der besonders schwer vom Taifun "Haiyan" betroffenen Stadt Tacloban. Dort wird der Papst auch Überlebende des Wirbelsturms treffen, dem im November 2013 mehr als 6000 Menschen zum Opfer gefallen waren.
Höhepunkt des Besuchs ist eine Freiluftmesse am Sonntag in einem Park von Manila, zu der sechs Millionen Gläubige erwartet werden. Sollte diese Zahl tatsächlich erreicht werden, würde sie den bisherigen Weltrekord übertreffen, der 1995 am selben Ort während eines Besuchs von Johannes Paul II. erreicht wurde.
Vor den Philippinen hatte der Papst Sri Lanka besucht und nach dem jahrzehntelangen Bürgerkrieg in dem Land zu Toleranz und Versöhnung aufgerufen. Zu einer Messe in Colombo kamen eine Million Menschen. afp/AZ
Die Diskussion ist geschlossen.