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Nachruf
31.03.2016

Schriftsteller Imre Kertesz ist tot: Er überlebte den Nazi-Terror

Der Literaturnobelpreisträger Imre Kertesz im Budapester Ostbahnhof 
Foto: Martin Fejer, epd

Erst der Terror der Nazis, dann die kommunistische Diktatur in Ungarn: Der Schriftsteller Imre Kertesz erlebte und überlebte zwei totalitäre Systeme. Nun ist er gestorben.

Kertesz arbeitete dort erst als Journalist, später als freier Schriftsteller. Im Grund versteckte er sich und seine Gedanken vor dem System. Er verdiente Geld als Übersetzer – deutsche Werke von Friedrich Nietzsche, Hugo von Hoffmannsthal, Arthur Schnitzler, Sigmund Freud, Ludwig Wittgenstein, Elias Canetti, die ihn beeinflusst haben.

Als er später, inzwischen zu Weltruhm gelangt, einmal in einem Interview mit der Zeit gefragt wurde, wie er als Jude, der nach Auschwitz deportiert wurde, deutsche Literatur übersetzen konnte, antwortete er: „Wie kann ein gebildeter Mensch sich weigern, die deutsche Kultur zu lieben?“

Kertesz schrieb 300 Seiten über seine Zeit im Konzentrationslager

Den Widersprüchen, ja dem Irrsinn des Menschseins stellte er sich mit einer bewundernswerten Konsequenz. Der Reichtum der Philosophie und gleichzeitig auch Auschwitz, das alles war Menschenwerk für Kertesz. Und er wollte verstehen, wie und warum Menschen zu den guten und den abgrundtief bösen Taten fähig waren.

Kertesz begann 1960 damit, seine eigene Geschichte als Junge im KZ zu verarbeiten. 13 Jahre schrieb er an den knapp 300 Seiten, die seinen Ruhm als Schriftsteller begründeten. Als der „Roman eines Schicksallosen“ 1975 auf Ungarisch erschien, waren die ersten öffentlichen Reaktionen: Schweigen. Erst zehn Jahre später, als sich der Zugriff der Diktatur auf die Menschen langsam lockerte, fand das Buch erst in Ungarn, 1990 dann auch im deutschsprachigen Raum seine Leser.

Auf beispiellose Weise erzählt Kertesz darin vom Leben in einem Konzentrationslager. Der Junge, dem das alles widerfährt, wird zum Objekt einer Welt, die er nicht verurteilt und nicht verdammt. Dieser Blick verstört zutiefst. Und weist gleichzeitig den Weg, mit dem Kertesz über sein Schicksal in zwei Diktaturen nachgedacht hat.

Als Schriftsteller ging es ihm nur darum, „die Sprache zu finden für den Totalitarismus, eine Sprache, die zeigt, wie man eingemahlen wird in einen Mechanismus und wieder der Mensch sich dadurch so verändert, dass er sich und sein eigenes Leben nicht mehr wiedererkennt. Der funktionale Mensch verliert sich selbst. Ich wollte nie ein großer Schriftsteller werden, ich wollte immer nur verstehen, warum die Menschen so sind.“

Der Blick in seinen Büchern geht nach außen und innen

Seine Bücher rücken dem Leser zu Leibe. Sie sind klug, weil der Blick des Autors nie nur nach außen, sondern immer gleichzeitig auch nach innen ging, weil Kertesz sich selbst nie schonte, ob in „Fiasko“, „Kaddisch für ein ungeborenes Kind“, „Liquidation“, den Tagebuch-Werken „Galeerentagebuch“, „Ich – ein anderer“. „Ich lebe wie einer, der zwischen zwei überaus wichtigen Beschäftigungen verärgert eine belanglose Stunde totschlagen muss; und diese Stunde ist mein Leben“, schreibt er im Galeerentagebuch. Und: „Wenn du im Laufe deines Weges die Hölle umgehst, kannst du höchstens auf eine trügerisch grüne Wiese gelangen, niemals in wirkliche Himmel.“ Und: „Die beiden großen Metaphern des 20. Jahrhunderts: das Konzentrationslager und die Pornographie – beide unter dem Aspekt des totalen Ausgeliefertseins, der Versklavung. Als wende die Natur dem Menschen und seinem Fortbestehen jetzt ihre unheilvolle Seite zu, indem sie die menschliche Natur radikal enthüllt.“

Auch mit dem Erfolg und der Anerkennung als Schriftsteller ging er kritisch um. Den Literaturnobelpreis, den er 2003 als erster Ungar erhielt, sagte er, es habe sich um eine Glückskatastrophe gehandelt, später schrieb er in seinem Tagebuch, der Preis habe ihn vernichtet, ihn zu einer Marke, zu einer Aktie gemacht. Genauso nannte er sich einen Holocaust-Clown, weil er als Auschwitz-Überlebender zum gefeierten Festtagsredner wurde.

Kertesz war zwei Mal verheiratet. Er lebte über zehn Jahre in seiner Wahlheimat Berlin, die er schätzte, weil sie so musikalisch war. 2012 kehrte er wegen seiner Parkinson-Erkrankung, die schon im Jahr 2000 diagnostiziert worden ist, zurück nach Budapest. Gestern ist er dort im Alter von 86 Jahren gestorben.

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