Sind Fahrtests für ältere Autofahrer wirklich sinnvoll?
Eine neue Studie kommt zu dem Ergebnis, dass ältere Autofahrer häufiger Unfälle verursachen. Daher werden Fahrtests für Senioren gefordert. Doch sind die sinnvoll?
Als Eva Bayerle ihrem Vater Wolfgang die Autoschlüssel wegnahm, war der alte Mann verzweifelt. Und wütend. Wie sollte er nun zum Stammtisch und zur Gymnastik kommen? Wie selbst seine Einkäufe erledigen? Gut, er hatte zuletzt beim Ausparken ein Motorrad übersehen und umgestoßen. Und vor ein paar Wochen war er hart an den Bordstein geprallt. Aber fahruntüchtig? Für Wolfgang Bayerle brach eine Welt zusammen.
Die Bayerles gibt es nicht, das Beispiel ist konstruiert. Doch der Gerontopsychologe Jürgen Howe kennt dutzende solcher Fälle. Howe unterstützt die Forderung der Experten von der Unfallforschung der deutschen Versicherer (UDV). Deren Vertreter wollen regelmäßige, verbindliche Prüfungsfahrten für Senioren.
Howe hat mit seinem Team an der Universität Braunschweig umfangreiche Tests durchgeführt. Jeweils 100 Fahrer zwischen 18 und 25 Jahren und 100 Fahrer zwischen 70 und 95 Jahren wurden auf Teststrecken und am Simulator auf ihr Können getestet. Das Ergebnis: Die Älteren schnitten dramatisch schlechter ab. In Sachen Konzentration, Ausdauer und Aufmerksamkeit waren sie den jungen Teilnehmern deutlich unterlegen. Vor allem in komplexeren Situationen wie etwa an Straßenkreuzungen zeigten sich die Senioren schneller überfordert.
Laut Howe sind die Älteren zudem meist uneinsichtig, ihre fehlende Fahrfähigkeit zuzugeben. Das liege daran, dass das Auto für die Generation 60 plus einen besonderen Stellenwert hat. Der Besitz stehe für Erfolg und ermögliche ein eigenständiges Leben. „Je wichtiger etwas für eine Person ist, desto eher werden eigene Schwächen geleugnet“, sagt Howe. Im Alter lasse zudem die kognitive Flexibilität nach – die Fähigkeit, sich auf neue Situationen einzustellen. Der Psychologe fordert deshalb die Einführung von verpflichtenden Praxistests ab dem 65. Lebensjahr. Zeigten sich dabei gravierende Schwächen, solle der Führerschein eingezogen werden.
Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) will mit den Tests nicht ganz so früh ansetzen. „Wenn Senioren über 75 Jahren in Unfälle verwickelt sind, haben sie diese zu rund 75 Prozent selbst verursacht“, sagt Siegfried Brockmann, Leiter der UDV. Um eine solch hohe Unfallquote zu vermeiden, rät Brockmann zu verpflichtenden Testfahrten. Der Automobilclub ADAC unterstützt die Forderung nicht. Sprecher Andreas Hölzel erklärt, dass Prognosen zur Fahrsicherheit von älteren Menschen nicht verallgemeinert werden könnten. „Die Gefährdung des Straßenverkehrs steigt jedoch durch das Altern an“, so Hölzel. Dieser steigenden Gefahr müsse man entgegenwirken – jedoch auf freiwilliger Basis. Der ADAC bietet den Senioren einen „FahrFitnessCheck“ an. Hier können ältere Menschen eine Fahrt mit einem eigens ausgebildeten Fahrlehrer absolvieren. Die Forderung nach Praxistests sei schon öfters populistisch verbreitet worden, sagt der Vorsitzende des Landesverbandes bayerischer Fahrlehrer, Walter Weißmann. Gerade verpflichtende Tests hält er für diskriminierend und unnötig. „Das Alter ist nämlich überhaupt nicht entscheidend, wenn es um die Verteilung der Unfallhäufigkeiten geht“, sagt Weißmann. „Sondern die Kilometer, die eine Person im Jahr mit dem Auto zurücklegt.“ Das belegt er mit einer amerikanischen Studie aus dem Jahr 2006.
Damals fanden die Forscher heraus, dass Personen, die nur 3000 Kilometer und weniger im Jahr mit dem Auto fahren, dramatisch öfter an Unfällen beteiligt sind als Vielfahrer. Höheres Alter falle dabei nicht negativ ins Gewicht. „Was den älteren Fahrern manchmal an Schnelligkeit fehlt, machen sie durch defensiveren Fahrstil und viel Erfahrung wett“. Junge Autofahrer seien weitaus häufiger an schweren Unfällen wie Frontalzusammenstößen beteiligt. Typische Unfälle für Senioren seien dagegen Auffahrfehler und andere Rempler. Schwere Unfälle seien die Ausnahme.
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von Maria G. - Ich bin 64 und noch voll berufstätig, was dazu beiträgt dass man geistig und in der Regel auch körperlich fit bleibt. Trotzdem würde ich mich so einem Test nicht verschließen. Ob mit 70 oder 75 ist doch egal. Ich habe persönlich im Bekannten- und Verwandtenkreis die Erfahrung gemacht, dass ältere Menschen oft nicht mehr den Anforderungen genügen. Ob es das Sehvermögen, Reaktion oder sonst was ist. Auch ein Hinweis, dass die Fahrsicherheit sehr zu wünschen übrig lässt, wird als unwahr abgetan. Selber schätzt man sein Verhalten im Straßenverkehr selten reell ein. Auch ist mir durchaus bewusst, dass so ein Test auf freiwilliger Basis kaum angenommen wird, ich glaube, dass auch ich aus den verschiedensten Gründen darauf verzichten würde. Es geht ja nicht um kleinere Beschwerden, aber wenn jemand keinen Überblick mehr hat, wo und wie z.B. die Verkehrsführung verläuft (Kreisverkehr falsch einfahren will, selbst erlebt und nur durch Protest dies noch verhindern konnte), dann ist die Gefährdung schon erheblich. Der Vergleich mit den jüngeren Autofahrern hinkt. Hier wäre ebenso der Gesetzgeber gefordert, bei schweren Unfällen, die durch Alkohol oder sonst etwas, verursacht werden, höhere Strafen anzusetzen. Der Führerschein auf Probe ist ja schon mal ein Anfang, damit am Anfang der Fahrpraxis mehr auf ein Fehlverhalten geachtet wird. Unbelehrbare wird es immer geben, sieht man ja bei den Geisterfahrern, die absichtlich falsch einfahren. Die Versicherungen reagieren hier wie auch bei Älteren durch Beitragserhöhungen, in wie weit diese in ihrer Höhe gerechtfertigt sind müssen die Versicherungen entscheiden.
Gerade ältere Menschen sind dringend auf den Führerschein angewiesen. Besonders auf dem Land. Es ist diskreminierend, dass immer wieder versucht wird ältere Menschen in die Schublade der Großunfallsünder zu drücken. Ich nehme an, hier sind die Versicherungsgesellschaften daran interessiert die Beiträge erheblich für ältere Menschen anzuheben. Jüngere Menschen, wie in Ihrem Bericht erwähnt verursachen auch oft aus Leichtsinn oder Alkoholkonsum viel schwerere Unfälle als ältere.