Vor 125 Jahren begann Gustave Eiffel den Bau
Jubiläum: Vor 125 Jahren begann Gustave Eiffel den Bau des Eiffelturms in Paris. Ein Fixpunkt, der Architekturgeschichte ebenso widerspiegelt wie romantische Touristenträume.
Der Eiffelturm: Zeiten ändern sich. Dafür gibt es viele Beweise. Der herausragendste aber steht seit 125 Jahren in Paris. Wer in unseren Tagen etwas auf sich hält und es sich irgendwie leisten kann, besucht diese Stadt mindestens einmal im Leben. Und egal, was er dort erlebt, verlässt er sie ganz gewiss stolz mit einem ganz bestimmten Souvenir: einem Foto des Eiffelturms.
Zeiten ändern sich. Denn wer etwas auf sich hielt im Paris des späten 19. Jahrhunderts, der wollte sich an dieses gewöhnungsbedürftige Stahlgerippe am linken Seineufer gar nicht erst gewöhnen müssen. Der Bau des Eiffelturms gehörte im Frühjahr 1887 zum Streitthema par excellence in der französischen Hauptstadt. Dabei wussten seine Kritiker damals noch gar nicht, dass es sich nicht um eine vorübergehende Plage von 20 Jahren handeln würde, wie ursprünglich geplant – sondern um das künftige weltberühmte Wahrzeichen der Stadt.
Vor 125 Jahren begann Gustave Eiffel den Bau
Besonders ablehnend reagierten die Künstler- und Intellektuellen-Milieus auf das in ihren Augen ebenso lächerliche wie nutzlose „Monstrum“, das ihre Stadt verschandeln sollte „wie ein hässlicher Tintenfleck“. Kurz nach Baubeginn vor genau 125 Jahren, Ende Januar 1887, protestierten namhafte Persönlichkeiten in einem offenen Brief gegen den „Turm von Monsieur Eiffel“. Der Schriftsteller Léon Bloy beklagte „diesen wahrhaft tragischen Lampenschirm“, sein Kollege Guy de Maupassant „diese hohe und dürre Pyramide aus Eisenstufen, ein riesiges, ungraziöses Skelett“.
Der Ingenieur Gustave Eiffel, der sich mit dem Bau von Brückenpfeilern einen Namen gemacht hatte, erwiderte, es gäbe „im Kolossalen eine Anziehungskraft, einen ganz eigenen Charme, auf den sich die Theorien gewöhnlicher Kunst kaum anwenden lassen“. Und als der Turm nach zwei Jahren fertig war, pünktlich zur Weltausstellung in Paris 1889, bei der das 100-jährige Jubiläum der Französischen Revolution begangen wurde, hatte er eine eigene kleine Revolution erschaffen – eine des Industriezeitalters.
Ein Fixpunkt der Architekturgeschichte
Mit gut 300 Metern war die „Eiserne Dame“ damals der höchste Turm der Welt und entwickelte sich schnell zu einem Publikumsmagneten: Allein während der Weltausstellung 1889 zog er zwei Millionen Menschen an. Bis heute haben ihn 250 Millionen Menschen besucht – mehr als jedes andere Bauwerk weltweit.
Wird er heute geschickt vermarktet, wusste Eiffel damals, dass nur technischer Nutzen den Turm vor seinem geplanten Abriss bewahren konnte. Er ließ meteorologische, physische und astronomische Experimente zu, und als seine Pacht 1909 auslief, fand der Turm Verwendung als Relais für Telegrafie und Funkverkehr. Die Besucher strömten weiterhin.
In wie vielen Familienalben er als Fotokulisse mittlerweile seinen Platz gefunden hat, wie viele Liebesschwüre auf ihm geflüstert wurden – all das hat niemand mitgezählt. Sicher ist aber, dass es täglich mehr werden, in diesen Zeiten, aber auch in zukünftigen. Denn, aus den Schlagzeilen kommt der Turm nach wie vor nicht heraus – ob bei den siebenjährigen Malerarbeiten oder wenn ein Mountainbiker die 1300 Treppenstufen mit seinem Fahrrad bezwingt.
Zurzeit sorgt ein umstrittenes Ökoprojekt für Aufsehen: Ein Architekturbüro will den Eiffelturm mit 600 000 Pflanzen begrünen. Während die einen die Idee für eine Schande halten, sehen sie andere ganz im Geiste Gustave Eiffels. Der sei doch auch ein Visionär gewesen – eben seiner Zeit voraus.
Der Eiffelturm
Wahrzeichen Der Eiffelturm in Paris zieht jährlich rund sieben Millionen Besucher an, davon kommen drei Viertel aus dem Ausland.
Details Der schwergewichtige Eiffelturm besteht aus 18 038 Metallteilen und 7300 Tonnen Eisen. Er wird von 2,5 Millionen Nägeln zusammengehalten und wiegt 10 100 Tonnen. Inklusive Antennen ist der Turm 324 Meter hoch; die erste Etage befindet sich auf 57, die zweite auf 115 und die dritte auf 277 Metern.
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