Warum ist die Wettervorhersage so oft falsch?
Kennen Sie das? Sonnig sollte es werden, doch stattdessen regnet es. Und wieder einmal lag der Wetterbericht daneben. Warum das so ist? Ein Besuch beim Deutschen Wetterdienst.
Erinnern Sie sich noch an die ersten Prognosen für das Osterwetter? Frühlingshaft sollte es werden, richtig warm. Und wie war es? Grau und kühl. Volker Wünsche müsste wissen, warum die Vorhersagen falsch lagen. Er leitet das Regionalzentrum des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in München.
Wünsche wartet im dritten Stock, ein ruhiger Mann, graue Haare, grauer Pullunder. Hier haben Meteorologen das Wetter im Blick, besonders das von Süddeutschland. An einer Fensterfront hängen zwei Monitore, auf der gegenüberliegenden Seite: Papierkarten. Auf jedem Schreibtisch: fünf Bildschirme. Alle zeigen Wetterkarten. Und nun?
Nun, um zu verstehen, wie der Wetterbericht entsteht, müsse man wo anders anfangen, erklärt Wünsche – und zwar vor dem Haus. Dort befinden sich in einem umzäunten Rechteck Geräte. Sie messen die Temperatur in verschiedenen Abständen über und im Boden. Sie registrieren die Niederschlagsmenge und die Art des Niederschlags – Schnee, Hagel, Sprühregen. Sie messen den Luftdruck. Eine Wetterwarte – eine von insgesamt 170, die es in dieser Form in ganz Deutschland gibt.
Der DWD greift auf ein Netzwerk von 11.000 Wetterstationen zu
Tausende weitere Messstationen kommen weltweit hinzu. Der DWD kann auf ein Netzwerk von 11.000 Wetterstationen zugreifen. Sie alle sammeln unaufhörlich Daten und speisen sie in ein Computersystem ein. Daten laufen zudem von sogenannten Radio-Sonden ein – winzige Wetterstationen, die mit einem Ballon bis zu 35 Kilometer hoch aufsteigen und unterwegs Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck messen. Zudem gibt es: Radarsysteme, Satellitenbilder.
So soll möglichst genau erfasst werden, wie die Wetterlage ist. „Nur aus der Beobachtung lässt sich eine Vorhersage ableiten“, sagt Wünsche. Aus den Daten lässt sich herauslesen, wo ein Tiefdruckgebiet liegt und wo eine Kaltfront, wie hoch die Luftfeuchtigkeit ist oder wo warme Luft fließt.
Zurück im DWD-Gebäude. Dort, auf den Papierkarten an der Wand, markieren die Meteorologen die wichtigsten Daten, mit Blau zum Beispiel die Temperaturen. Daten, Daten, Daten. Aber noch keine Wettervorhersage für die kommenden Tage. Um die zu erstellen, braucht es Computer. Supercomputer. Etwa den, der in der Offenbacher Zentrale des Deutschen Wetterdienstes steht. Seine Rechenleistung entspricht ungefähr der von 30.000 durchschnittlichen Computern, wie sie in Büros oder privat benutzt werden.
Die Wettervorhersage wird mit Hilfe eines Supercomputers erstellt
Der Supercomputer überspannt die Erde mit einem virtuellen Gitternetz. Je nachdem welches Rechenmodell er anwendet, sind die Gitterpunkte unterschiedlich weit voneinander entfernt. Im Modell des DWD für Deutschland liegen sie 2,8 Kilometer auseinander, im weltweiten elf Kilometer. Mithilfe der gesammelten Daten bestimmt der Computer, wie sich das Wetter an jedem einzelnen Gitterpunkt unter verschiedenen Voraussetzungen verändern könnte. Daraus erstellt er Vorhersagemodelle. Meteorologen interpretieren sie.
„Bei den Vorhersagen für einen bis drei Tage haben wir eine Treffergenauigkeit von 95 Prozent“, sagt Wünsche. Je weiter die Vorhersagen allerdings in die Zukunft reichten, desto schwieriger werde es für Meteorologen: Die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit ihren Prognosen richtig liegen, nimmt dann ab – für Vorhersagen von vier bis zehn Tagen liege die Trefferwahrscheinlichkeit bei 70 Prozent, sagt Wünsche. Das ist auch die Erklärung dafür, warum die ersten Vorhersagen für Ostern falsch waren.
Vor allem Gewitter und Nebelbänke lassen sich schwer vorhersagen
Der DWD wurde 1952 gegründet als nationaler meteorologischer Dienst der Bundesrepublik Deutschland. Er beliefert unter anderem Bund und Länder mit Wetter- und Klimainformationen. Derartige Informationen haben auch Privatanbieter im Angebot. Wie die WetterKontor GmbH mit Sitz in Ingelheim am Rhein. Auch deren Geschäftsführer, der Diplom-Meteorologe Jürgen Schmidt, setzt für Prognosen auf die Berechnungen der Supercomputer. Und interpretiert sie selbst, denn dabei komme es auf Erfahrung an, sagt er. „Für den Raum Schwaben weiß ich zum Beispiel, dass es gerade um die Flüsse häufig länger neblig bleibt. Das sieht der Computer nur schwer vorher, es wirkt sich aber auf das Wetter aus.“
Fragt man ihn, warum die Vorhersagen sich oft als falsch erweisen, erklärt er: Vor allem Gewitter oder Nebelbänke ließen sich schwer vorhersagen, weil sie nur sehr lokal aufträten. Dazu komme, dass die Computer das Wetter nicht ständig neu berechneten, sondern nur in bestimmten Abständen. „Verändert sich dazwischen etwas, was das Wetter beeinflusst, geht es in die aktuelle Berechnung noch nicht ein.“
Die Diskussion ist geschlossen.