Flughafen BER wird immer Verluste machen
Wegen der Kostensteigerungen und Pannen beim Bau wird der Berliner Großflughafen die Ausgaben nie wieder hereinbringen. Eine Studie erklärt, dass auch eine Erweiterung nicht hilft.
Hartmut Mehdorn gibt sein Wort. „Wir werden den Flughafen für 5,4 Milliarden Euro fertigbauen, so, wie er heute geplant ist“, verspricht der Chef der Berliner Flughafengesellschaft. Doch er hat ein Problem: Die drei Anteilseigner, die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund, die ursprünglich 2,5 Milliarden Euro ausgeben wollten, haben bislang erst 4,3 Milliarden Euro genehmigt, es fehlen also noch 1,1 Milliarden.
Gleichzeitig droht neuer Ärger: Die EU-Kommission in Brüssel prüft, ob Subventionen in Höhe von 30 Millionen Euro zurückgezahlt werden müssen, da bei der Vergabe von Zusatzaufträgen gegen Richtlinien der EU verstoßen worden sei.
Und ein Eröffnungstermin für den Pannen-Flughafen, der eigentlich vor zwei Jahren seinen Betrieb aufnehmen sollte, steht noch immer in den Sternen. Mehdorn selber will sich nicht festlegen. „Spätestens Ende des Jahres sind wir so weit, einen Termin zu nennen – und der wird es dann sein.“
Flughafen BER wird die Kosten niemals erwirtschaften
Aber selbst wenn denn auf dem neuen Berliner Großflughafen südlich des bestehenden Flughafens Schönefeld jemals Flugzeuge starten und landen werden – der Airport wird wegen der massiven Kostensteigerungen und der Pannen bei der Planung wie dem Bau niemals seine Kosten wieder erwirtschaften.
Das geht aus einem Gutachten von Friedrich Thießen, Professor für Finanzwissenschaft an der TU Chemnitz, hervor, das die Grünen im Brandenburger Landtag, im Berliner Abgeordnetenhaus und im Bundestag in Auftrag gegeben haben.
Für jede Investition am Flughafen Berlin-Brandenburg müssten Bund und Länder aufkommen
Die Kapitalgeber, also die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund und somit die Steuerzahler, würden „keine Rendite auf ihr falsch investiertes Geld erhalten und es vermutlich auch vollständig abschreiben müssen“, heißt es in der 145-seitigen Studie.
Mehr noch, wegen der enormen Altlasten und der daraus resultierenden Abschreibungen werde die Flughafengesellschaft nicht in der Lage sein, Überschüsse und somit auch Rücklagen aufzubauen. Bei jeder größeren Investition müssten erneut die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund das Geld zur Verfügung stellen.
Auf Dauer könne der Großflughafen, der auf rund 27 Millionen Passagiere ausgelegt ist, nach den Berechnungen der Chemnitzer Forschungsgruppe „Luftverkehr“ nur überleben, wenn er seine Erlöse um mindestens 50 Prozent steigere.
Das Problem: Schon heute ist die Hälfte aller Passagiere in Berlin Touristen. Und die kommen überwiegend mit Billigfliegern in die deutsche Hauptstadt, weswegen die Erlöse je Passagier in Tegel und Schönefeld im Vergleich zu anderen Flughäfen „sehr niedrig“ seien.
BER wird jährlich große Verluste schreiben
„Wenn sich diese Erlössituation am neuen BER nicht dramatisch verbessert, dann käme dies einem wirtschaftlichen Desaster gleich“, heißt es in der Studie. Der Großflughafen würde in diesem Fall „große jährliche Verluste“ schreiben, „die zu laufenden Liquiditätsproblemen und laufenden Nachschusspflichten der Gesellschafter führen“.
Auch eine Erweiterung des Flughafens um eine dritte Start-und- Landebahn sei keine Lösung, da erst einmal erneut hohe Investitionskosten anfielen. „Ein Flughafen, der sich bei ausgelasteten Kapazitäten in der Verlustzone befindet, wird durch Wachstum den Verlust nur vergrößern“, schreibt Professor Friedrich Thießen. Erneut würde dies einzig die Steuerzahler belasten.
Flughafen Berlin kann kein drittes Drehkreuz in Deutschland werden
Völlig aussichtslos sind nach den Erkenntnissen des Chemnitzer Wissenschaftlers die Hoffnungen der Berliner Flughafenbetreiber, den BER zum dritten nationalen Drehkreuz neben Frankfurt am Main und München etablieren zu können.
Die Lufthansa, die an diesen beiden Airports bereits 96 Prozent des Umsteigeverkehrs in Deutschland abdeckt, brauche kein weiteres Drehkreuz. Zudem sei ein Anteil des interkontinentalen Luftverkehrs von 20 Prozent am Gesamtaufkommen nötig, um ein Drehkreuz rentabel betreiben zu können.
In Berlin betrage dieser Anteil allerdings weniger als fünf Prozent. Selbst Air Berlin werde den BER nicht zu seinem zentralen Drehkreuz ausbauen, sondern ihn als „Umsteigeflughafen neben weiteren Umsteigeflughäfen“ nutzen.
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft ist, nannte den Großflughafen gestern das „größte ungelöste Problem in Berlin“. Zum Korruptionsverdacht gegen Ex-Technikchef Jochen Großmann sagte er, ihn ärgere, dass jetzt der Eindruck erweckt werde, das ganze Bauprojekt sei korrupt. Dies sei nicht der Fall.
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