Israel entfernt umstrittene Metalldetektoren am Tempelberg
Israel scheint einzulenken. Das Sicherheitskabinett entschied, die Metalldetektoren am Tempelberg zu entfernen. Dafür soll eine andere Technologie eingesetzt werden.
Nach den jüngsten Unruhen will Israel die am Tempelberg installierten Metalldetektoren entfernen und durch eine andere Technologie ersetzen. Das entschied das israelische Sicherheitskabinett am späten Montagabend, wie israelische Medien berichteten. Demnach sollen die Metalldetektoren von fortschrittlichen technologischen Geräten abgelöst werden. Das werde "kluge Überprüfung" überall in der Altstadt Jerusalems ermöglichen, um die Sicherheit der Besucher auf dem Gelände des Tempelbergs zu gewährleisten, hieß es.
Zuvor hatten Israels Inlandsgeheimdienst und andere Sicherheitsexperten Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gewarnt, der Streit um Metalldetektoren könne gefährlich eskalieren. Drei arabische Attentäter hatten am 14. Juli am Tempelberg zwei israelische Polizisten getötet. Sie wurden dann selbst erschossen. Daraufhin hatte Israel Metalldetektoren installiert, was die Palästinenser und Teile der muslimischen Welt in Wut versetzte und Unruhen auslöste. Dabei kamen vier Menschen ums Leben, Hunderte wurden verletzt.
Die Palästinenser befürchteten, Israel wolle durch die Metalldetektoren mehr Kontrolle über den Tempelberg bekommen, der Juden und Muslimen heilig ist. Bei einem Messerattacke tötete dann ein Palästinenser nach den Freitagsgebeten drei Mitglieder einer israelischen Siedlerfamilie. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas setzte ebenfalls am Freitag unter dem Eindruck der Konfrontationen alle Beziehungen zu Israel aus.
Nach Angaben der Zeitungen "Haaretz" und "Jerusalem Post" vom frühen Dienstagmorgen wies das israelische Sicherheitskabinett der Polizei und dem Ministerium für Öffentliche Sicherheit umgerechnet rund 24 Millionen Euro (100 Millionen Schekel) zu, um das neue Sicherheitssystem vorzubereiten und zu realisieren. Die israelische Polizei wird den Angaben zufolge ihre Kräfte auf dem Gelände verstärken, bis die Maßnahmen umgesetzt sind. Das Kabinett habe betont, dass Israel beabsichtige, den Status quo an der heiligen Stätte zu erhalten, berichtete "Haaretz" unter Berufung auf einen hochrangigen Beamten, der bei dem Treffen dabei war.
Neue Technologie mit Gesichtserkennung
Die technologische Lösung ist Ergebnis intensiver Diskussionen der Polizei mit führenden Sicherheitsfirmen in der vergangenen Woche, um eine Alternative zu den Metalldetektoren zu finden, wie die "Jerusalem Post" berichtete. Die Technologie - die Hunderte Millionen Schekel kosten werde - beinhalte auch Software zur Gesichtserkennung.
Kurz vor der Entscheidung des Sicherheitskabinetts hatte der UN-Beauftragter für den Friedensprozess im Nahen Osten, Nikolaj Mladenow, eine Lösung für den Konflikt bis Freitag dieser Woche gefordert. "Die Gefahren werden nur eskalieren, wenn wir ohne eine Lösung durch eine erneute Runde der Freitagsgebete gehen", sagte er in New York. Zuvor hatte Mladenow den UN-Sicherheitsrat hinter verschlossenen Türen über die aktuelle Lage im Nahen Osten unterrichtet. Schweden hatte zusammen mit Frankreich und Ägypten um die Sondersitzung gebeten.
Auch der jordanische König Abdullah II. hatte in einem Telefonat mit Netanjahu auf eine sofortige Lösung gedrängt, wie die Nachrichtenagentur Petra berichtete. Die von Israel getroffenen Maßnahmen müssten rückgängig gemacht und der Tempelberg frei für Betende zugänglich sein, forderte der König Jordaniens, das Hüter der heiligen Stätte ist.
Ebenfalls am Montag war ein bei einem tödlichen Zwischenfall auf dem Gelände der israelischen Botschaft in Amman verletzter Wachmann nach Israel zurückgekehrt. Ein jordanischer Arbeiter hatte den Wachmann am Sonntag in einer Wohnanlage neben der Botschaft mit einem Schraubenzieher angegriffen und verletzt. Der Israeli hatte daraufhin laut israelischen Angaben in Selbstverteidigung den Angreifer erschossen und auch den unbeteiligten jordanischen Vermieter versehentlich tödlich verletzt. Der Vorfall hatte die Beziehungen zwischen Israel und Jordanien nach Medienberichten stark belastet. dpa
Lesen Sie auch:
Tote bei Angriff auf israelische Botschaft in Jordanien
Gewalt im Tempelberg-Konflikt sorgt weltweit für Beunruhigung
Die Diskussion ist geschlossen.