Proteste gegen Sparkurs: Krawalle in Griechenland und Spanien
In Athen gehen Demonstranten und Polizei aufeinander los, in Madrid gibt es Randale vor dem Parlament. Die Bürger haben von der Sparpolitik ihrer Regierungen genug.
Proteste gegen die Sparpolitik in Griechenland und Spanien sind in Gewalt eskaliert. Hunderttausende legten am Mittwoch in Griechenland mit einem Generalstreik das öffentliche Leben lahm. Am Rande einer Demonstration in Athen kam es zu Ausschreitungen. In der Nacht zu Mittwoch gerieten in Madrid radikale Gruppen mit der Polizei aneinander. In beiden Städten gab es Festnahmen und Verletzte.
Sogar Priester gingen auf die Straße
In Athen gingen nach Angaben der Gewerkschaften mehr als 100 000 Menschen friedlich auf die Straßen. Die Polizei schätzt 50 000 Teilnehmer. Rund 200 Autonome schleuderten Brandflaschen auf die Polizei. Die Beamten setzten Tränengas ein. 20 Beamte wurden leicht verletzt. Mehr als 100 Personen wurden vorübergehend festgenommen. Acht blieben in Haft.
Im Ausstand waren Lehrer, die Staatsbediensteten und auch die Seeleute. Keine Fähre lief aus dem Haupthafen des Landes in Piräus aus. Sogar Priester gingen auf die Straße vor dem Parlament in Athen, berichten Augenzeugen. Im Flugverkehr kam es zu Verspätungen wegen einer dreistündigen Arbeitsniederlegung der Fluglotsen.
Griechische Regierung will Reformtempo erhöhen
Ärzte behandelten nur Notfälle, Apotheken waren geschlossen. Auch die Journalisten legten eine vierstündige Arbeitsniederlegung ein. Viele Geschäfte und Banken blieben im Zentrum Athens zu. Die Streiks sind nach übereinstimmenden Schätzungen der Gewerkschaften und der Presse die massivsten seit Februar. Demonstrationen gab es auch in Thessaloniki, auf Kreta und zahlreichen Städten Mittelgriechenlands.
Ungeachtet der Proteste will die griechische Regierung von Antonis Samaras das Reformtempo erhöhen. Das gewaltige Sparprogramm im Volumen von 11,88 Milliarden Euro soll bis Ende dieser Woche von der Koalitionsregierung gebilligt werden, heißt es im Finanzministerium. Nur wenn Athen die weiteren Sparauflagen erfüllt, die von der Geldgeber-Troika aus Internationalem Währungsfonds (IWF), EU-Kommission und Europäischer Zentralbank (EZB) geprüft werden, kann die Regierung mit einer weiteren Finanztranche von 31,5 Milliarden Euro rechnen. Andernfalls steht Griechenland vor dem Staatsbankrott.
64 Menschen in Madrid verletzt
In Madrid wurden nach den nächtlichen Auseinandersetzungen 35 mutmaßliche Gewalttäter festgenommen. 64 Menschen wurden nach Angaben der Polizei verletzt, darunter 27 Beamte. An der Kundgebung nahmen nach Polizeiangaben etwa 6000 Menschen teil. Die Veranstalter hatten das Parlament, in dem die Abgeordneten eine Plenarsitzung abhielten, umzingeln und blockieren wollen.
Die konservative spanische Regierung verurteilt die Ausschreitungen. "Man muss auf Forderungen eingehen, die auf friedlichen Kundgebungen vorgebracht werden", sagt Vizeregierungschefin Soraya Sáenz de Santamaría. "Aber wenn gewaltsam gegen die Vertretung aller Spanier vorgegangen wird, ist das eine andere Sache." Die oppositionellen Sozialisten äußern Verständnis für den Unmut in der Bevölkerung, weisen aber darauf hin, dass Gewalt gegen das Parlament nicht hinnehmbar sei. dpa
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