SPÖ wählt erstmals eine Frau an die Spitze
97,8 Prozent für Rendi-Wagner
Österreichs Sozialdemokratie hat erstmals eine Frau zu ihrer Vorsitzenden gewählt. Mit 97,8 Prozent der Stimmen erhielt Pamela Rendi-Wagner einen großen Vertrauensvorschuss, obwohl die 47-Jährige erst seit 2017 Mitglied in der SPÖ ist. Den Parteitag überzeugte sie mit großen Gefühlen. „Es fühlt sich saugut an, von euch umarmt zu werden. Ich möchte euch ganz fest umarmen, jeden Einzelnen von euch“, rief sie den Delegierten zu, um hinzuzufügen, dass sie erste österreichische Bundeskanzlerin werden zu wolle.
Rendi-Wagners Lebensgeschichte könnte dazu passen. Ihre zeitweise alleinerziehende Mutter arbeitete als Kindergärtnerin in einem Wiener Arbeiterbezirk. Die Tochter Pamela Joy wurde eine „kleine Streberin“, wie sie selbst sagte. Nach dem Abitur studierte sie Medizin. Ihre Facharztausbildung absolvierte sie in London. Nach der Habilitation arbeitete Rendi-Wagner zehn Jahre lang als Expertin für Impfprävention am Institut für Tropenmedizin der Medizinischen Universität Wien. Als ihr Mann, der aus einer bekannten Wiener Familie stammt, Botschafter in Tel Aviv wurde, begleitete sie ihn, kümmerte sich um die beiden Töchter und arbeitete als Gastprofessorin. Zurück in Wien trat sie als Impfexpertin des Gesundheitsministeriums auf. Von dort holte sie ihr Vorgänger als Parteichef, Christian Kern, als Gesundheitsministerin in die Politik.
Mit dem Parteitagsergebnis im Rücken will sie jetzt als Oppositionsführerin auftrumpfen. „Lieber Sebastian, was genau hast du in all den Jahren überhaupt gemacht?“, fragte sie. Sie selbst will nah am Alltag der Menschen sein und beispielsweise die 10 Prozent Mehrwertsteuer für Mieten streichen, was für 100000 Mieter umgerechnet eine Monatsmiete im Jahr weniger bedeuten würde.
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