Strauss-Kahn wehrt sich gegen Vorwürfe
IWF-Chef weist Vergewaltigungsverdacht zurück. Spekulationen über angebliches Alibi
New York Dominique Strauss-Kahn bleibt in Untersuchungshaft. Das ordnete eine New Yorker Richterin gestern an. Aus ihrer Sicht besteht Fluchtgefahr. Die Verteidiger des 62-Jährigen hatten gefordert, ihren Mandanten gegen eine Kaution von einer Million Dollar auf freien Fuß zu setzen. Der französische Spitzenpolitiker und Chef des Internationalen Währungsfonds war am Samstag in New York festgenommen worden. Die Anklage umfasst sieben Punkte. Unter anderem soll er versucht haben, ein Zimmermädchen zu vergewaltigen.
Strauss-Kahn, der in Frankreich als möglicher Nachfolger von Präsident Nicolas Sarkozy gehandelt wurde, bestreitet die Vorwürfe. Gestern kursierten Gerüchte über ein angebliches Alibi. Nach unbestätigten Meldungen französischer Medien war der Politiker zur mutmaßlichen Tatzeit gar nicht in jenem Hotel, in dem er über das Zimmermädchen hergefallen sein soll. Vielmehr habe er seine Hotelrechnung um 12.28 Uhr bezahlt und sich anschließend mit seiner Tochter getroffen. Nach Darstellung seines Anwalts habe er das Hotel auch keineswegs überstürzt verlassen. Den Flug nach Paris habe Strauss-Kahn bereits Monate im Voraus gebucht. Zehn Minuten vor dem Abflug der Air-France-Maschine hatten Polizisten den IWF-Chef am Samstag festgenommen.
Die Polizei erklärte nach CNN-Angaben, das Zimmermädchen habe die Suite Strauss-Kahns gegen 13 Uhr Ortszeit betreten, ohne zu wissen, dass sich dort jemand aufhalte. Anschließend habe der 62-Jährige die Frau attackiert.
Einer rechtsmedizinischen Untersuchung stimmte Strauss-Kahn nach Angaben seiner Anwälte freiwillig zu. Dabei sollte unter anderem nach Kampf- oder Genspuren des mutmaßlichen Opfers gesucht werden. Bei dem Zimmermädchen handelt es sich um eine 32-jährige Frau afrikanischer Herkunft, die nach einem Bericht der New York Times in der Bronx lebt und eine Tochter im Teenager-Alter hat.
In Frankreich blühen Verschwörungstheorien
In Frankreich blühen nun Verschwörungstheorien aller Art. Nicht nur auf der Straße und im Internet wird spekuliert, wer dem einflussreichen IWF-Chef vorsätzlich eine Falle gestellt haben könnte. Auch Politiker aus dem linken wie dem rechten Lager sowie Leitartikler werfen diese Frage auf. „Man kann eine Falle nicht ausschließen“, sagte Entwicklungsminister Henri de Raincourt. Die Vorsitzende der konservativen Christlich-Demokratischen Partei, Christine Boudin, vermutet: „Dahinter steckt entweder der IWF, die französische Rechte oder französische Linke.“
Die Hotelkette Sofitel sah sich gezwungen, Anschuldigungen zurückzuweisen, wonach Zimmermädchen bereits früher von Strauss-Kahn sexuell bedrängt worden sein sollen.“ (mit dpa, afp)"Leitartikel und Hintergrund Seite 2 und Die Dritte Seite
Die Diskussion ist geschlossen.