Wie eine schwangere Spanierin den Terroranschlag in ihrem Versteck überlebte
Ein Paar aus Spanien überlebte den Terroranschlag in Tunesien, weil beide sich versteckten. Die Frau war im vierten Monat schwanger.
Die ganze Nacht durchkämmte ein Suchtrupp der spanischen Botschaft in Tunis die Krankenhäuser und Leichenhallen der Stadt. Die Diplomaten befürchteten schon, dass auch Juan Carlos Sánchez und seine im vierten Monat schwangere Ehefrau Cristina Rubio unter den Opfern des Terroranschlags seien. Doch dann kam am Donnerstagmorgen der erlösende Anruf. Juan Carlos und Cristina, die aus dem Costa-Blanca-Ort Sueca stammen und sich auf Hochzeitsreise befanden, wurden unversehrt in einem Versteck gefunden.
In der Putzkammer versteckt
Die beiden hatten sich in einer Putzkammer im Nationalmuseum verborgen, nachdem sie die ersten Schüsse der Terroristen gehört hatten, die am Mittwochvormittag den vielbesuchten Ausstellungstempel in der tunesischen Hauptstadt angegriffen hatten. "Sie hatten sich 24 Stunden eingeschlossen und wagten es nicht, sich zu rühren. Sie hörten arabische Stimmen und wussten nicht, ob es Terroristen oder Polizisten waren", berichtete David Rubio, der Vater der Frau.
Irgendwann am nächsten Morgen habe ein Beamter die Tür geöffnet und die beiden gefunden. Seine Tochter habe ihn dann sofort angerufen. Sie war völlig fertig, sie dachte sie würde sterben. Die schwangere Frau wurde vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht und untersucht. Spaniens Außenminister José Manuel García-Margallo stieß am Donnerstag einen spürbaren Seufzer der Erleichterung aus, als er nach einem schrecklichen Tag eine gute Nachricht überbringen konnte und mitteilte, die beiden seien am Leben und gesund.
Zuvor hatte er den Tod eines spanischen Rentnerehepaares aus Barcelona bekanntgeben müssen, das von den Terroristen erschossen worden war. "Ich dachte erst, da wird ein Feuerwerk gezündet", berichtete der Spanier Josep Lluís Cusidó, der den Anschlag überlebte und sich gerade vor dem Museum befand. "Als ich die Terroristen sah, bin ich die Treppen des Museums hochgelaufen. Dort habe er sich mit anderen Touristen auf einem Balkon versteckt. Alles ging sehr schnell." Die Terroristen schossen ohne Pause. Zuerst nahmen die Angreifer offenbar einen Reisebus auf dem Vorplatz unter Feuer, aus dem gerade eine Gruppe Urlauber stieg, welche das berühmteste Museum Tunesiens besuchen wollte. Dann stürmte das Kommando aus wenigstens zwei Terroristen ins Museum und schoss wahllos auf alles, was sich bewegte."
Der 64-jährige Cosidó ist der Bürgermeister des katalanischen Dorfes Vallmoll. Er befand sich mit seiner Frau auf Jubiläumsreise, um seinen 42. Hochzeitstag zu feiern. Bei der panischen Flucht im Museum verlor er seine Frau aus den Augen, dachte schon an das Schlimmste. Die beiden waren Stunden vor der Attacke mit anderen Urlaubern per Kreuzfahrtschiff in Tunis angekommen und wollten sich die Stadt anschauen. Dann, nach der Rettung und der Rückkehr auf das Schiff, kamen die Tränen: "Dort habe ich meine Frau wiedergetroffen. Sie war mit einer Tunesierin in den Keller des Museum geflohen. Wir haben uns umarmt, die Menschen um uns herum klatschten. Das war wie eine Wiedergeburt."
"Das war wie eine Wiedergeburt"
Viele der Terroropfer waren Passagiere von Kreuzfahrtschiffen, die im Hafen von Tunis lagen. Die tunesische Hauptstadt war bisher eine beliebte Station für jene großen Passagierschiffe, welche das Mittelmeer befahren. Die Costa-Reederei bestätigte, dass unter den Opfern des Terroranschlages in Tunis auch drei Passagiere der Costa Fascinosa sind und dass weitere acht Gäste verletzt wurden. Die Costa Fascinosa habe Tunis inzwischen verlassen und befinde sich auf hoher See in Sicherheit.
Auch das Kreuzfahrt-Unternehmen MSC Cruises, gab bekannt, dass neun unserer Gäste ihr Leben verloren haben und zwölf Gäste verletzt wurden. Sie waren mit der MSC Splendida im Hafen, die ebenfalls inzwischen wieder ausgelaufen ist. Mehrere Reedereien strichen Tunis bis auf weiteres von ihrer Reiseliste. Hunderte Menschen hatten am Abend des Horrors im Zentrum der tunesischen Hauptstadt gegen den Terror und für die Demokratie in Tunesien demonstriert. Die Menge sang die Nationalhymne. Einige Bürger hatten sich in die rote Nationalflagge gehüllt. "Wir werden gegen die Terroristen ohne Gnade kämpfen", sagte Tunesiens Staatspräsident Béji Caïd Essebsi, nachdem er mehrere Verletzte im Krankenhaus besucht hatte.
Vor dem Nationalmuseum brannten in der Nacht nach dem Terror Kerzen, welche Trauende angezündet hatten. Tausende Polizisten verwandelten derweil, nach dem Stich ins Herz dieser touristischen Metropole, die Stadt in eine Festung.
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