Bestes Gladbach seit Jahrzehnten: Tabellenspitze
Nach dem Sieg gegen Köln ist Borussia Mönchengladbach Tabellenführer der Bundesliga. Zumindest für einen Tag.
Mit einer weiteren großartigen Leistung beim 3:0 (2:0) im Derby gegen den 1. FC Köln ist Borussia Mönchengladbach an die Tabellenspitze der deutschen Bundesliga gestürmt. Vor 50.000 Zusehern trafen zweimal Mike Hanke (20., 47.) und Juan Arango (30.) für die "Fohlen", denen eine Woche nach dem 5:0 gegen den SV Werder Bremen wieder eine Demonstration ihrer derzeit überragenden Klasse gelang. Für die Kölner blieb lediglich eine frustrierende Erkenntnis: Gegen den Erz-Rivalen gibt es nichts zu gewinnen. Wie beim 0:4 und 1:5 in der vorigen Saison war der Geißbock-Klub ohne Chance. Es war der 43. Derbysieg im 79. Duell gegen den Nachbarn, den Gladbach so oft besiegte wie keinen anderen Bundesligisten.
Köln führt durchwachsene Saison fort
"Aus der Erfahrung der laufenden Saison zeigt sich: Wenn wir in eine schwierige Situation kommen, zum Beispiel einen Rückstand, fehlt uns die mentale Stärke. Da haben wir einfach keine Eier in der Hose", sagte Kölns Keeper Michael Rensing. Gewohnt nüchtern gab sich der Gladbacher Trainer: "Das war schon ganz gut, auch wenn es ruhig ein Tor mehr hätte sein dürfen", sagte Lucien Favre. "Es ist schön, dass ich endlich mal wieder getroffen habe. Und ein Sieg im Derby ist natürlich besonders schön", fügte der zweifache Torschütze Mike Hanke hinzu.
In der 20. Minute kam Marco Reus, der in den drei vorangegangenen Spielen sieben Tore erzielt hatte, auf der linken Seite an den Ball. Einige Minuten war der Gladbacher, angeschlagen nach einem harten Zweikampf am rechten Fuß, nicht rund gelaufen. Doch dann war der überragende Spieler der vergangenen Wochen zur Stelle. Seinen Pass schob Patrick Herrmann weiter zu Hanke, der aus elf Metern mit einem Flachschuss mit rechts Michael Rensing keine Chance ließ. Es war das erste Saisontor des Borussia-Mittelstürmers, der zuletzt am 7. Mai gegen Freiburg (2:0) getroffen hatte.
Gladbach an der Tabellenspitze
Zehn Minuten später fiel das 2:0. Nach einem Foul an Herrmann konnte Arango aus einer idealen Position zu seiner Paradedisziplin antreten: Den Freistoß aus 24 Metern, mitten vor dem Tor, schlenzte der Venezolaner perfekt mit seinem linken Fuß über die Mauer unten in das rechte Toreck, unhaltbar für Rensing. Es war der zweite Wirkungstreffer, danach war Köln angeschlagen und agierte gehemmt. Direkt nach der Pause war es ein Konter der Borussia, der die Kölner endgültig in die Knie zwang. Einen Schuss von Herrmann konnte Rensing abwehren, den Abpraller beförderte Hanke locker über die Linie.
Borussia Mönchengladbach mit tollem Kombinationsspiel
Phasenweise ging es giftig zu in diesem 79. Derby der beiden Nachbarn. Zur Hektik trugen auch die Fangruppen bei, die sich gegenseitig mit Gesängen und Sprechchören aufwiegelten. Bei diesem Hochsicherheitsspiel, das früher oft sehr problematisch war, hatte die Polizei ihre Einsatzkräfte verzehnfacht zu normalen Ligapartien. Zu Spielbeginn vernebelten die Rauchschwaden der Pyrotechnik, die der Gladbacher Anhang trotz des Verbots entzündet hatte, das Spielfeld.
Köln hielt zunächst noch mit, verlor dann aber den Rhythmus. "Im Moment sind wir nicht bei 100 Prozent, weil wir seit drei Wochen keine Spielpraxis mehr haben. Es stehen Spieler im Kader, die acht bis zehn Wochen nicht mehr gespielt haben", sagte Trainer Stale Solbakken vor dem Spiel.
Die Bundesliga so spannend wie selten
Vorigen Samstag war das Heimspiel des FC gegen Mainz wegen des Suizidversuchs von Schiedsrichter Babak Rafati abgesagt worden, während die Borussia gegen Bremen ihre beste Saisonleistung ablieferte. Bei den Gastgebern, bei denen Ammar Jemal, Adel Chihi, Milivoje Novakovic sowie die gesperrten Henrique Sereno und Martin Lanig fehlten, schlug die Personalmisere voll durch. Gladbach musste lediglich auf Martin Stranzl verzichten, der durch Roel Brouwers gut ersetzt wurde.
Die Borussia, die bei ihren Siegen gegen den FC in der Vorsaison noch ein Abstiegskandidat war, bot eine ausgezeichnete Leistung. Es war ein weiterer Nachweis, wie sehr die Mannschaft unter Trainer Lucien Favre gewachsen ist. Ruhig aus der Abwehr heraus zog sie ein gutes Kombinationsspiel auf. In der Offensive war sie schwer zu berechnen. Reus wurde von den Kölnern zwar meist an die Kette gelegt, aber dafür bekamen sie Herrmann, Hanke und Arango weniger in den Griff. dapd/AZ
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