Seinsch geht in die Offensive
Der Klubchef fühlt sich von Teilen der Medien verleumdet und will darum auf einem Mitgliederabend der FCA-Gemeinde Rede und Antwort stehen.
Augsburg So hatte sich Walther Seinsch, 70, das Ende der ersten Bundesliga-Saison „seines“ FC Augsburg nicht vorgestellt. Statt sich über den Klassenerhalt und die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte zu freuen, muss sich der Klubchef seit Tagen harsche Kritik gefallen lassen.
Nicht wenige FCA-Anhänger werfen Seinsch und dem neuen Manager Manfred Paula vor, für die Entscheidung von Erfolgstrainer Jos Luhukay, den Verein trotz laufenden Vertrages zu verlassen, verantwortlich zu sein. Das trifft Seinsch hart. Die Meinung der Fans ist ihm wichtig.
Zu Beginn der Woche stellte er in einem „Offenen Brief“ seine Sicht der Dinge („Für den Weggang von Jos Luhukay ist einzig und alleine eine Person verantwortlich: das ist Jos Luhukay selbst.“) dar und nahm Paula ausdrücklich in Schutz.
Seinsch sieht sich und den Verein als Opfer einer Kampagne. Darum stellt er sich der FCA-Gemeinde und hat für Dienstag, den 22. Mai (19 Uhr, SGL-Arena), zu einem Mitgliederabend eingeladen. In seinem Anschreiben erklärt er, dass in einigen Medien und öffentlichen Diskussionen die Fakten zum Trainerwechsel auf den Kopf gestellt beziehungsweise verleumderisch dargestellt worden seien. Seinsch: „Ich werde mich bemühen, alle Ihre Fragen, auch solche zur neuen Saison, zu beantworten.“
Solche Fragen waren am Samstag auf der Abschluss-Pressekonferenz nicht erwünscht. Es war ein seltsames Schauspiel, das auch dem scheidenden Manager Andreas Rettig sichtlich unangenehm war. Wesentlich besser war die Stimmung der FCA-Verantwortlichen bei der Ausstandsparty, die Rettig am Dienstagabend im Augsburger Brauhaus Riegele bei extra gebrautem Kölsch gab. Seit gestern ist nun auch amtlich, wohin Rettig wechselt. Wie seit längerem spekuliert wird, tritt der 49-Jährige zum 1. Januar 2013 bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) die Nachfolge von Geschäftsführer Holger Hieronymus an.
Rettig, der schon zwischen 2000 und 2010 mit einer kleinen Unterbrechung im Ligavorstand saß, wird für den Bereich Spielbetrieb und Lizenzierung zuständig sein. „Wir haben den Wunschkandidaten für diese Schlüsselposition gefunden“, lobte Liga-Präsident Reinhard Rauball den Neuzugang. Rettig selbst freut sich, nach rund 25 Jahren im Vereinsfußball „künftig im Liga-Management meinen Beitrag für eine weiterhin erfolgreiche Bundesliga leisten zu können“. Rettigs Nachfolger ist Manfred Paula, der auf seiner neuen Manager-Position in große Fußstapfen tritt. Die wichtigste Personalentscheidung, die der Verein zu treffen hat, ist es, einen Nachfolger für Jos Luhukay zu finden. Paula bestätigt, dass Markus Weinzierl Kandidat Nummer eins sei. „Er hat für uns die oberste Priorität.“ Dass Weinzierl, der derzeit mit Jahn Regensburg noch um den Zweitliga-Aufstieg kämpft, schon unterschrieben habe, dementiert Paula aber.
Im eigenen Kader schafft Paula Platz für Neuzugänge. So wurde der Vertrag von Daniel Brinkmann, der sich eigentlich wegen des Klassenerhalts von selbst verlängert hatte, auf Wunsch des Spielers aufgelöst. Der 26-jährige Mittelfeldspieler wechselt zum Zweitligisten FC Energie Cottbus. Brinkmann war seit 2009 beim FCA, spielte zuletzt aber keine Rolle mehr. Sein letzter Einsatz datiert vom 18. Februar.
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