AEV: Sieg nach Verlängerung
Die Mitgliederversammlung des AEV dauert 4:40 Stunden. Dabei gb es unter anderem einen Denkzettel für den Obmann
Eishockeyspiele dauern meistens nicht mehr als zweieinhalb Stunden, die AEV-Mitgliederversammlung am Dienstag in der neuen Stadtbücherei war dagegen erst kurz vor Mitternacht beendet, weil die Teilnehmer die Wiederwahl des Vorstandes nicht so einfach durchwinken wollten. „Das war eine Lehrstunde in Vereinsdemokratie. Ich denke, wir haben dazugelernt“, räumte Präsident Michael Gebler ein. Es war für ihn ein Sieg nach Verlängerung in 4:40 Stunden.
1. Drittel Michael Gebler tritt um 19 Uhr ans Rednerpult und zieht Bilanz nach fünf Jahren als Vereinschef. Damals hatte der Verein fast 500 000 Euro Verbindlichkeiten, jetzt sind es nur noch 100 000 – alles bei den Panthern. „Ab der Saison 2012/2013 wollen wir schuldenfrei sein“, kündigt Gebler an und verrät einen seiner Träume. „Es wäre schön, wenn wir einmal 1878 Mitglieder erreichen würden.“ 1878 ist der Beginn des Eissports in Augsburg. Derzeit hat der AEV 545 Mitglieder, allein 366 davon sind Sportler. „Leider haben wir einen Rückgang bei den Fördermitgliedern“, so Gebler. Nach einer Krankheit (Depression) wollte er sich eigentlich nicht mehr zur Wahl stellen. Aber er habe sich umstimmen lassen – auch von Lothar Sigl, dem Hauptgesellschafter der Panther GmbH. Die Bedingungen von Gebler: weniger Arbeit im Tagesgeschäft, eine neue Organisationsstruktur und Mitarbeiter seines Vertrauens.
Magnet für die Region
2. Drittel Stefan Kohler – als Obmann sportlicher Leiter der zehn AEV-Nachwuchsteams plus den Amateuren – sieht die Entwicklung positiv. Augsburg sei mittlerweile Stützpunkt des Bayerischen Eissportverbandes (BEV), beschäftige zwei hauptamtliche Trainer und ist gerade in den jüngeren Jahrgängen bayerische Spitzenklasse. „Im Jahrgang 99 stellen wir sechs der 20 Topspieler“, so Kohler. Ohne ein Team in der Deutschen Nachwuchs-Liga ist es aber häufig schwierig, die Besten beim AEV zu halten. Sein Wunsch für die Zukunft: Talente halten und Magnet für Spieler aus der Region werden. Sogar über ein Internat wird nachgedacht. Ganz so heil, wie Kohler sie darstellt, scheint die AEV-Welt jedoch nicht zu sein, mahnt Trainer Robert Schröpfer. „Ich hoffe, dass Ruhe in den Verein kommt – ohne geht es nicht.“
3. Drittel Es ist 20.20 Uhr, die Mehrheit der 85 stimmberechtigten Mitglieder wünscht eine geheime Vorstandswahl. Für die Position des Obmanns kandidiert neben Kohler noch Dominik Mesch, der die Amateurmannschaft (Landesliga) mitaufgebaut hat. „Ich bin mir nicht sicher, ob es der Sache dienlich ist, Teile aus einem funktionierenden Vorstand rauszuwählen“, meint Ehrenmitglied Horst Müller. Gebler will nur mit Kohler seine Arbeit fortsetzen und auch Pantherchef Sigl mahnt: „Ich kann die Wertigkeit der Arbeit einschätzen.“ Aber die Mitglieder verpassen Kohler, der im AEV offensichtlich einige verprellt hat, einen Denkzettel. Nur 34 Mitglieder stimmen für ihn, Mesch bekommt 40mal Ja. Ohne Kohler steht Gebler nicht zur Verfügung, auch Schriftführerin Sigrid Reimelt hält sich diese Option offen.
Verlängerung Nach Diskussionen im kleinen Kreis tritt Dominik Mesch ans Mikrofon: „Mir geht es nicht gut. Ich will nicht, dass der Verein Schaden nimmt und nehme die Wahl deshalb nicht an.“ Der Betriebswirt bekommt Lob dafür, dass er eine Führungskrise verhindert hat. Nach weiterem Hin und Her erhält Kohler 53 Jastimmen. 15 sagen Nein. Pantherchef Lothar Sigl will die Wogen glätten. „Das neue Konzept bietet Wege, dass sich jeder in die Vereinsarbeit einbringen kann.“ Die restlichen Vorstandsposten werden im Block vergeben „Es ist nicht einfach, wenn die eigene Arbeit in Frage gestellt wird“, gibt Gebler um 23.40 Uhr zu. „Aber der Verein lebt.“
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