Pielmeier: „Ich gönne das Jochen von ganzem Herzen“
Im Gegensatz zur Panther-Truppe ist der Torhüter bislang noch nicht richtig in Fahrt gekommen. Im NR-Interview spricht er über seine derzeitige Situation
Herr Pielmeier, wie würden Sie den bisherigen Saisonverlauf des ERC Ingolstadt beschreiben?
Pielmeier: Wir haben einen guten Charakter im Team, was sich auch auf dem Eis widerspiegelt. Es gibt bei uns keine Superstars. Alle vier Sturmreihen machen bislang einen hervorragenden Job – ebenso wie die Verteidiger und Torhüter. Man kann schon sagen, dass wir nach so kurzer Zeit schon eine richtig eingeschworene Truppe sind.
Die Panther stehen nach dem elften Spieltag auf dem zweiten Tabellenplatz. Welche Aussagekraft hat das Klassement zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison?
Pielmeier: Klar, unser Ziel war und ist es, vorne rein zu kommen. Genau da sind wir jetzt und wollen natürlich auch bleiben. Das funktioniert aber nur, wenn man in jeder Partie mental top vorbereitet ist und den Willen hat, alles für den Erfolg zu geben. Dass es in der Tabelle momentan noch sehr eng zugeht und die Teams dicht beieinanderliegen, ist ja kein Geheimnis. Wenn du zwei oder drei Partien hintereinander verlierst, kann es schnell wieder nach unten gehen. Und das wollen wir selbstverständlich vermeiden.
Wie fällt bislang Ihr persönliches Saisonfazit aus?
Pielmeier: Nun, mit der Niederlage im ersten Spiel in Straubing hatte ich nicht den Start, den ich mir erwünscht hatte. Danach ist dann der Jochen (Reimer, Anm. d. Red.) reingekommen, hat sehr gut gehalten und macht das auch jetzt immer noch sehr gut. Für den Trainer ist es schwierig, auf dieser Position zu wechseln, wenn ein Torhüter so erfolgreich ist. Aber ich gönne das Jochen wirklich von ganzem Herzen. Natürlich macht es für mich keinen Spaß, draußen zu sitzen. Doch in diesem Fall bin ich Mannschaftsspieler und freue mich über das, was wir bislang erreicht haben. Ich denke einfach, dass es ein schöner Bonus ist, wenn man zwei frische Torhüter im Kader hat, die beide dem Team helfen können.
Sie haben bislang drei von elf Partien absolviert. Ist diese Situation dennoch etwas frustrierend oder nehmen Sie es – auch gerade wegen des frühen Zeitpunkts in der Saison – doch eher gelassen hin?
Pielmeier: Aufgrund der Tatsache, dass wir erfolgreich sind, bin ich diesbezüglich schon eher entspannt. Aber ich muss schon auch ehrlich zugeben, dass es schönere Dinge gibt, als auf der Bank zu sitzen (lacht). In solchen Situationen muss man einfach Charakter zeigen und die Mannschaft so gut wie möglich unterstützen – genau so, wie es Jochen in der vergangenen Saison gemacht hat! Er hat da wirklich ein tolles Vorbild abgegeben. Unser Ziel ist es, wie vorhin schon gesagt, dass immer ein frischer Torhüter auf dem Eis steht, um unserem Team bestmöglich zu helfen.
Es heißt immer, dass gerade für einen Goalie Spielpraxis und Selbstvertrauen immens wichtig sind. Können Sie das bestätigen?
Pielmeier: Auf alle Fälle. Je mehr du spielst, umso mehr Selbstvertrauen bekommst du! Ich denke, dass das jeder erfahrene Torhüter unterstreichen kann. Irgendwann ist der Puck so groß wie ein Wasserball (lacht).
Wie kann man sich dieses dringend benötigte Selbstvertrauen holen, wenn man nicht so viel spielt?
Pielmeier: Das ist sicherlich nicht einfach. Aber ich glaube, dass jeder, der im Hier und Jetzt ist, genau weiß, warum er dort ist und was er in seiner Karriere schon alles erreicht hat. Wir haben in dieser Saison erst elf Partien absolviert und müssen daher das Ganze auch richtig einschätzen.
Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang eine gewisse Erfahrung?
Pielmeier: Erfahrung ist enorm wichtig! Das sieht man ja unter anderem auch bei Jochen und mir! Nach dem vergangenen schwierigen Jahr hat Jochen im bisherigen Saisonverlauf derart tolle und konstante Leistungen abgeliefert, dass man davor nur den Hut ziehen kann. Und das gönne ich ihm.
Vom 8. bis 11. November findet der Deutschland-Cup in Krefeld statt. Haben Sie die Befürchtung, dass die derzeitige Situation beim ERC Ingolstadt auch Auswirkungen auf die Nominierung für den DEB-Kader haben könnte?
Pielmeier: Das kann durchaus möglich sein. Bundestrainer Marco Sturm möchte dort mit einer Mannschaft antreten, die sich gut präsentiert. Und da ist es schon wichtig, dass diese Jungs Spielpraxis haben und im Rhythmus sind. Letzteres ist bei mir natürlich nicht der Fall, da ich bislang erst drei Partien absolviert habe. Dementsprechend weise ich auch noch nicht die körperliche Spielfitness auf wie manch anderer. Aus diesem Grund kann ich mir schon vorstellen, dass ich diesmal nicht eingeladen werde. Aber letztlich ist das nicht meine Entscheidung.
Zum Abschluss noch eine „technische“ Frage: Seit dieser Saison ist der Torraum nach NHL-Vorbild deutlich kleiner (statt 360 nur noch 244 Zentimeter) und bildet vor dem Gehäuse auch keinen durchgehenden Halbkreis mehr (links und rechts verkleinert). Was bedeutet für Sie als Goalie diese Umstellung?
Pielmeier: Eine gewisse Veränderung ist schon da. Es ist natürlich einfacher, wenn man im Spiel seine gewohnten Winkel auf dem Eis kennt. Aber ich denke, dass sich mittlerweile jeder daran gewöhnt hat und damit auch klarkommt. Die Fragen stellte Dirk Sing
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