Giovanni Sio: Das Ende eines Missverständnisses
Giovanni Sio und der FC Augsburg - das hat nicht gepasst. nun steht man vor der Trennung.
Am Montagabend trainierte Giovanni Sio, 23, ganz normal mit der Regionalliga-Mannschaft auf der Paul-Renz-Sportanlage. Es war kalt, ungemütlich und eine Uhrzeit, bei der sonst kein Fußballprofi mehr trainiert. Um kurz nach 18 Uhr arbeiten eigentlich nur noch Amateure an ihrer Form, oder die U 23 eines Bundesligisten. Dass er einmal auf einem alten, knüppelharten Kunstrasenplatz, dessen Benutzung fast schon an Körperverletzung grenzt, trainieren muss, daran hätte Sio im Sommer nicht gedacht. Doch jetzt ist er suspendiert, zurückgesetzt. Sio lässt sich allerdings die Degradierung nicht anmerken. „Es gibt nichts auszusetzen, er verhält sich vorbildlich“, sagt Manfred Paula, der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums.
Sio erfüllte nicht die Erwartungen
Diese Einstellung hatte Sio aber nicht immer, seit er im Sommer mit großen Erwartungen in Augsburg seinen Dienst begann. Für ein Jahr hat der FCA den Offensivspieler vom VfL Wolfsburg ausgeliehen. Ein guter Deal, war die einhellige Meinung, war Sio dem VfL bei seiner Verpflichtung vom FC Sion doch geschätzte sechs Millionen Euro Ablöse wert.
Doch nur ein halbes Jahr später ist die Ernüchterung auf beiden Seiten groß. Der Franzose mit afrikanischen Wurzeln wurde in Augsburg nie heimisch. Ohne Deutschkenntnisse fand er nie die richtige Bindung zur Mannschaft und auch zum Trainer. Er fühlte sich vom Verein allein gelassen und oft missverstanden. Aus seiner Unzufriedenheit machte er keinen Hehl. Er bockte – auf und neben dem Platz.
Gegen Ende der Vorrunde platzte Trainer Markus Weinzierl der Kragen. Er suspendierte Sio, und man legte seinem Berater nahe, einen neuen Verein für seinen Mandanten zu suchen. Doch dies gestaltete sich bisher als schwierig. Sio zählt nicht gerade zu den Wenigverdienern. Zudem muss er noch zwei Spiele Sperre nach seiner Roten Karte gegen Fürth absitzen. Die Strafe gilt auch in anderen europäischen Ligen. Langsam wird die Zeit knapp. Am Donnerstag, 18 Uhr, schließt in Deutschland die Transferliste.
Sio steht vor Wechsel nach Frankreich
Jetzt scheint sich eine Lösung anzubahnen. Der französische Erstligist FC Sochaux-Montbéliard hat seine Fühler ausgestreckt. Der Präsident des Tabellen-16., Alexandre Lacombe, bestätigt das ernste Interesse. Er würde Sio gerne mit einer späteren Kaufoption ausleihen. „Wir arbeiten tatsächlich daran“, zitiert die regionale Tageszeitung L’Est Républicain Lacombe.
FCA-Manager Stefan Reuter wollte diesen Bericht nicht kommentieren. Noch sind zwei Tage Zeit. Es scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Ein einziges Missverständnis ist wohl bald geklärt und Sio wird im Burgund trainieren und nicht mehr im dunklen Augsburger Stadtteil Oberhausen.
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