Halil Altintop: Der König vom FC Augsburg
Halil Altintop, zweitältester FCA-Spieler, zeigt dem Hamburger SV beim 4:0-Sieg, wo es langgeht. Zwei Minuten vor Schluss wird es noch einmal emotional.
Eigentlich hätte man Halil Altintop bei seiner Auswechslung in der 79. Minute mit der Sänfte vom Platz holen müssen. Das wäre die richtige Huldigung gewesen, die einem König gebührt. Doch auch ohne dieses Brimborium war Altintop das Bad in der Menge gewiss. Mit Ovationen feierten die Fans ihren Helden. Der mit 34 Jahren nach Markus Feulner zweitälteste Spieler des Fußball-Bundesligisten FC Augsburg, lieferte beim 4:0-Sieg gegen den Hamburger SV vor 30.660 Zuschauern in der ausverkauften Arena eine grandiose Vorstellung ab. Vor allem in der ersten Hälfte konnte Altintop schalten und walten wie er wollte und spielte dabei die Abwehr des HSV schwindlig (➔ hier geht's zur Einzelkritik). Nach seinem Pfostenschuss (22.) schlug er dann in der 28. Minute und in der 42. Minute zweimal zu.
Doch wer Altintop etwas kennt, der weiß auch, dass er viel zu bescheiden ist, um sich diesen Sieg ans Revers zu heften. Deshalb lobte er anschließend auch das Kollektiv: „Alle haben ein Superspiel gemacht. Wir haben von Anfang an das umgesetzt, das uns der Trainer vorgegeben hat, und dann ist alles perfekt gelaufen." (➔ Stimmen zum Sieg)
Mit dem höchsten Sieg in seiner Bundesliga-Geschichte hat der FCA nicht nur ein Ausrufezeichen im Abstiegskampf gesetzt, sondern hat sich auch vom Relegationsplatz 16 auf den 13. Rang verbessert. Sensationell auch die Stimmung im Stadion. Der Verein verteilte vor der Partie 30.000 T-Shirts mit der Aufschrift „Augsburg hält zusammen“ (über die Kosten der Aktion wollte der Verein nicht sprechen) und es war schon ein gigantisches Bild, als dann in der Arena fast alle einheitlich gekleidet waren. Die Zuschauer, unter ihnen der ehemalige FCA-Trainer Markus Weinzierl, machten während der gesamten 90 Minuten einen Höllenlärm und peitschten den FCA förmlich zum Sieg.
Manuel Baum musste zuletzt viel Kritik einstecken
Manager Stefan Reuter strahlte über das ganze Gesicht: „Das Motto Augsburg hält zusammen, ist nicht nur eine Phrase. Das wird hier gelebt.“ Über die Leistung seiner Mannschaft gab es ohnehin nichts zu meckern: „Das war durch die Bank ein perfektes Spiel. Jeder hat eine Top-Leistung gebracht.“
Auch in der zweiten Hälfte ließ sich Augsburg nicht stoppen. Hamburg erstarrte wie das Kaninchen vor der Schlange und musste verdientermaßen durch Philipp Max (76.) und den eingewechselten Raúl Bobadilla (85.) noch weitere Gegentore hinnehmen. Manuel Baum, der Trainer des FCA, der zuletzt viel Kritik einstecken musste, war erleichtert: „Das hat richtig gutgetan. Wir haben es endlich einmal geschafft, über 90 Minuten ein gutes Spiel hinzubekommen. Wir haben uns deutlich mehr zugetraut und die Stimmung im Stadion hat uns extrem nach vorne gepusht. Wir können jetzt am nächsten Samstag mit breiter Brust nach Mönchengladbach fahren.“ Hamburgs Trainer Markus Gisdol war restlos bedient: „Wir sind von Anfang an nicht in die Partie gekommen. Unser Gegner war voll da und deshalb haben wir auch verdient verloren.“
Callsen-Bracker kommt unter Riesenapplaus auf den Platz
Beim FC Augsburg hat an diesem Tag alles geklappt (wie auch die Pressestimmen zeigen). Und am Ende des Spiels wurde es noch einmal richtig emotional. Nach über 15 Monaten Verletzungspause erwies Manuel Baum seinem Abwehrspieler Jan-Ingwer Callsen-Bracker noch die Ehre.
Der Trainer wechselte den langen Verteidiger zwei Minuten vor dem Abpfiff unter Riesenapplaus der Fans ein. Zum zweiten Mal Ovationen. Das hat es in Augsburg lange nicht gegeben.
FC Augsburg Hitz – Verhaegh, Gouweleeuw, Hinteregger, Stafylidis – Kohr, Baier (88. Callsen-Bracker) – Schmid, Hal. Altintop (80. Bobadilla), Max (86. Ji) – Finnbogason
Hamburger SV Mickel – Diekmeier, K. Papadopoulos, Mavraj, Ostrzolek (63. Jatta) – Sakai, Walace (46. G. Jung) – Hunt, L. Holtby, Gregoritsch (46. Lasogga) – Wood Tore 1:0 Altintop (28.), 2:0 Altintop (42.), 3:0 Max (76.), 4:0 Bobadilla (85.) Zuschauer 30660 Schiedsrichter Gräfe (Berlin)
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