Kein Weg zurück für Traoré
Der ehemalige Augsburger Ibrahima Traoré spielt jetzt in Stuttgart. Am Sonntag gastiert der FCA beim VfB. Ein Besuch beim ehemaligen Publikumsliebling.
Er wirkt reifer, auch etwas ernster. Den coolen und unbeschwerten Eindruck, den man von Ibrahima Traoré aus seiner Augsburger Zeit gewohnt war, der scheint wie weggeblasen zu sein. Das macht ihn aber nicht unsympathischer, eher interessanter. Der 23-jährige ist in einer anderen Welt angekommen. Zumindest in einer anderen Fußball-Welt. Wer Augsburger Verhältnisse gewohnt ist, der kommt schon ein bisschen ins Staunen, wenn er nur die Geschäftsstelle des VfB Stuttgart betritt. Ziemlich pompös und mondän. Alles halt ein paar Nummern größer als beim Bundesliga-Aufsteiger FC Augsburg.
Besorgte Mütter würden Traoré ein paar Pfund mehr auf die Rippen wünschen. Er sieht am späten Mittag auch noch etwas verschlafen aus. "Ich bin schon etwas müde. Es war eine harte Woche." Zweimal war er in den vergangenen Tagen für das Nationalteam von Guinea im Einsatz, aber nicht ganz erfolgreich. Nach einem 1:4 gegen Senegal folgte ein 1:1 gegen Bukina Faso. Aber in der Nationalmannschaft bekommt er Spielpraxis.
Die bekommt er auch beim VfB, aber seine Einsatzzeiten unter Trainer Bruno Labbadia sind bisher nicht so üppig. 106 Minuten war er in dieser Saison für die Stuttgarter im Einsatz. Das ist ein bisschen mehr als ein ganzes Fußballspiel. Nicht befriedigend für einen wie ihn, der in guten Augsburger Zeiten seinen Gegnern reihenweise Knoten in die Beine gespielt hat und für den FCA 45 Spiele bestritt und dabei acht Tore schoss.
Im ständigen Kontakt mit den alten Mitspielern
„Ich habe gewusst, dass es schwer wird. Der VfB ist ein anderes Kaliber. Die Konkurrenz ist für mich größer geworden. Es gab ja immer Bedenken, ob dieser Schritt für mich zu früh kommt, aber selbst einige Mitspieler aus Augsburger Zeiten sagten, dass ich die richtige Wahl getroffen habe.“ Hinsichtlich seiner Popularität war es aber definitiv die falsche Wahl: „Wenn ich in Augsburg auf der Straße war, da haben mich alle Leute gekannt und gegrüßt. Das ist in Stuttgart nicht so, weil da alles viel größer ist.“
Augsburg ist für „Ibo“ wie ihn seine Fans nennen, immer noch irgendwo dominant. „Vor fünf Minuten habe ich erst mit Gibril Sankoh telefoniert. Auch mit Marcel Ndjeng, Nando Rafael, Andrew Sinkala oder Mo Amsif hatte ich in dieser Woche Kontakt.“ Doch am Freitag wurden sämtliche Funkverbindungen abgebrochen. „Jetzt muss sich jeder auf sein eigenes Spiel konzentrieren“, sagt Traoré.
Man spürt genau, dass es in Traoré arbeitet. Er würde für sein Leben gerne spielen. "Ich hoffe, dass mich der Trainer bringt. Zuletzt hatte ich ja mehr Einsatzzeiten. Natürlich ist das Spiel etwas Besonderes für mich. Vor sechs Monaten habe ich noch bei der anderen Mannschaft gespielt.“ Würden Sie jubeln, wenn Sie ein Tor schießen? "Nein, wahrscheinlich nicht. Ich habe ja noch Respekt vor dem Verein. Außerdem steht ja dort mein Freund im Tor." Wie schon gegen Bayern München steht am Sonntag erneut Mo Amsif für Simon Jentzsch im Kasten. "Als Mo zum FCA gekommen ist, hat er über einen Monat bei mir gewohnt. Dem hat es so gut gefallen. Der wollte gar nicht mehr gehen", grinst Traoré. Den Weg des FCA verfolgt er "intensiv" "Ich leide auch mit der Mannschaft mit, wie zuletzt, als sie mit 1:2 gegen Bayern verloren hat." Und er hilft auch gewissermaßen aus. Dem verletzten FCA-Spieler Marcel Ndjeng hat er für Sonntag Karten besorgt. Bekommt er die nicht vom FCA? "Doch", lacht Traoré, "aber von mir bekommt er viel bessere.“
Auch die Geschichte um FCA-Torjäger Michael Thurk hat Traoré, der in Stuttgart zusammen mit seinem Bruder eine Wohnung hat, interessiert verfolgt: "Ich muss aber sagen, bei diesem Thema bin ich nicht objektiv. Der Micha ist ein guter Freund von mir. Er hat den FCA in die Bundesliga geschossen. Das ist jetzt eine Entscheidung des Managers und des Trainers. Mehr kann ich dazu nicht sagen."
Trotz aller Liebe zu Augsburg und seinen ehemaligen Kameraden – einen Weg zurück gibt es für ihn wohl nicht: "Das halte ich für ausgeschlossen. Ich habe in Stuttgart bis 2013 einen Vertrag. Ich will es hier schaffen. Eine Rückkehr wird es nicht mehr geben.“ Ein Satz, den viele Augsburger wohl nicht gerne hören.
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